Der Sportplatz

das Eingangsposting lautete :

Er befindet sich etwas außerhalb des Ortes und wird vor allem zur Austragung von Sportturnieren genutzt.

Daran hatte Ren noch gar nicht gedacht, doch sein Kumpel hatte Recht. Es gab nur eine Straße nach Napolia und wenn diese versperrt war, würde zumindest für sie die Schule ausfallen. Doch mit genügend Schnee würde die Schule sicher auch von sich aus schließen. Ren war sich nicht sicher, was er von all dem halten sollte. Zwar war er kein großer Freund der Schule, doch jetzt hatte er sich zumindest etwas an diesen Alltag gewöhnen können. Er war zumindest für ein paar Stunden in der Schule gewesen und es war nicht ganz so furchtbar gewesen, wie erwartet. Würde die Schule nun für einige Tage ausfallen, würde das ganze Theater doch nur wieder von vorne beginnen. Mittlerweile war er so sensibel, dass er sich ziemlich sicher war, dass es so kommen würde. "Könnten wir uns dann einen schönen Tag machen?", fragte Ren vorsichtig nach, wobei er seinen Blick nicht von dem Boden vor sich hob. Er wohnte lange genug hier, um zu wissen, dass bei einem solchen Schneefall die Chancen nicht schlecht standen, dass die Straße am nächsten morgen zumindest für einige Stunden gesperrt waren. Und gerade zu den gegenwärtigen Zeiten würde niemand mitten in der Nacht losfahren, um die Straße freizuräumen. Der Ausflug in die Stadt hatte Ren so gut gefallen, dass er es gerne wiederholen würde. Auch wenn er dabei auf sein peinliches rumgeheule gerne verzichten konnte. Zum Glück wusste er, dass er sich das bei Luca erlauben konnte. Schließlich hob er doch seinen Blick, um seinem Kumpel direkt in die Augen schauen zu können, während er auf dessen Antwort wartete.

Rens Frage warf Luca doch etwas aus der Spur. Das war so ziemlich das letzte, womit er gerechnet hätte. Dennoch musste er nicht lange überlegen, um eine Antwort zu wissen. "Natürlich. Sehr gerne sogar." Vielleicht kam seine Antwort etwas zu eilig, doch warum sollte er seine Freude auch verbergen? "Was genau schwebt dir denn vor?" Vorausgesetzt natürlich, sie würden morgen tatsächlich nicht in die Schule können. Dass er dafür noch einen Tag mit seinem Training aussetzten musste, denn so klang es beinahe, störte Luca dabei eher weniger. Wenn Ren ihn schon so lieb fragte, wie konnte er ihm da einen Wunsch abschlagen? Es erschrak ihn beinahe, dass er nicht so recht wusste, was sich Ren unter einen schönen Tag machen vorstellte. Früher wären sie vermutlich rausgegangen, hätten irgendetwas unternommen, doch ob das mittlerweile immer noch so war? Der Junge hatte viel durchgemacht in letzter Zeit und auch die letzten Tage. Vielleicht wollte er sich auch einfach den ganzen Tag über in ihrem Zimmer entspannen und gar nichts machen. Egal was es war, Luca würde es mit ihm zusammen machen. Er bezweifelte stark, dass es etwas sein würde, was Luca gar nicht leiden konnte.

Ren hatte mit keiner anderen Antwort gerechnet, als mit der, die Luca ihm gab. Natürlich stimmte er seiner Frage zu. Aber die Art und Weiße wie er es tat, ließ Ren ganz warm ums Herz werden. Es war deutlich, dass Luca nicht nur ihm zu liebe zustimmte, sondern weil er wirklich etwas mit ihm machen wollte. Ren griff sich in die Haare bei diesem Gedanken. War es nun schon so weit mit ihm, dass er derartig abhängig von seinem Kumpel und dessen Bestätigung war? Um diese Gedanken zu vermeiden konzentrierte sich Ren stattdessen auf Lucas Frage. "Kannst du dich noch daran erinnern, was wir früher immer im Winter gemacht haben?" Auch wenn nun alles komplett anders war als damals, so würde es Ren doch freuen und hoffentlich auch gut tun, wenn sie die alten Tage wieder aufleben ließen. Vielleicht konnte er sich dann zumindest für eine kurze Zeit so fühlen, als wäre alles in Ordnung. Früher hatten sie sehr viel draußen miteinander gemacht, hingen sie damals immerhin auch schon fast ununterbrochen aufeinander. Doch im Winter, wenn Schnee lag, war es immer am lustigsten gewesen, gab es doch dann so viele Möglichkeiten seiner Fantasie freien Lauf zu lassen. Ren konnte nur hoffen, dass es jetzt, nachdem sich so viel geändert hatte, immer noch so toll sein würde und er dadurch nicht nur die tollen Erinnerungen trüben würde.

Dieser Vorschlag überraschte Luca doch etwas, obwohl er doch am naheliegendsten gewesen war. Sofort legte sich ein breites Grinsen auf seine Lippen, als er an diese Zeiten zurück dachte. Es war immer lustig gewesen, egal wie beißend die Kälte gewesen war. "Du meinst wir sollen Schneeballschlachten machen? Ein Iglu bauen und Schlitten fahren?" Nachdem Luca seine Worte laut ausgesprochen hatte, freute er sich nur noch mehr darauf. Und dafür ließ er dann auch gerne das Training sausen, würden sie sich immerhin noch genügend bewegen. Und abgelenkt würde Ren dadurch mit Sicherheit auch werden. "Ach was sag ich denn da? Ein Iglu in unserem Alter? Ich werde uns gleich eine ganze Burg bauen", begann Luca zu scherzen. Es überraschte ihn selbst, wie gelassen er auf einmal war. Hatte er so schnell vergessen können, was gerade in dieser Stadt vor sich ging? Das war bestimmt nicht die richtige Zeit, um derartigen Kinderspielen nachzugehen. Und dennoch sah Luca seinen Reiz darin, zumal ihm sowieso klar war, dass sie, jetzt nachdem er zugestimmt hatte, das auch machen würde. Vielleicht sollte er sich einfach mal eine Auszeit von all den Gedanken nehmen, die er sich den ganzen Tag machte und einfach ein Jugendlicher sein, der Spaß mit seinem besten Kumpel hatte. Durfte er das denn in diesen Zeiten und nach allem was geschehen war? Sein Blick lag ruhig auf Ren, der dicht neben ihm ging. Wann nur war er derart ernst geworden?

Auch wenn sich Ren darüber freute, dass Luca sich nicht nur erinnern konnte, sondern auch noch mindestens genauso begeistert über diesen Vorschlag war, musste er bei dessen ersten Worten doch die Lippen verziehen. Schneeballschlachten waren noch nie etwas gewesen, was er gerne tat und das wusste Luca auch. Als dieser dann aber weiter sprach konnte Ren nicht anders, als zu lächeln. Das war so typisch für seinen Kumpel. Er war es schon immer gewesen, der mit neuen Ideen gekommen war, die nicht immer umsetzbar gewirkt und dennoch eine menge Spaß gemacht hatten. Wenn er nun wirklich eine ganze Burg bauen wollte, so würde Ren ihn mit Sicherheit nicht aufhalten. Ganz im Gegenteil würde er sogar gerne das Endergebnis sehen und wenn es nur war, um sich gemeinsam darüber lustig zu machen. Im Gegensatz zum bisherigen Tag waren Rens Gedanken auf einmal voll mit positive Gedanken und Erinnerung, die unbewusst dafür sorgten, dass sein Lächeln gar nicht mehr verschwinden wollte. Gerade als er etwas erwidern wollte, bemerkte Ren den ernsten Blick seines Freundes, den er auf ihn gerichtet hatte. Kaum hatte er ihn bemerkt, schwand auch langsam das Lächeln von seinen Lippen. Hatte er etwas verpasst? "Was ist denn los?", fragte Ren leise nach, wobei er den Blickkontakt nicht abbrechen ließ.

Wieder breitete sich eine unglaublich angenehme Wärme in Lucas Körper aus, als er das Lächeln auf Rens Lippen bemerkte. So fröhlich hatte er den Jungen lange nicht mehr gesehen. Umso mehr hätte er sich darüber ärgern können, dass dieses Lächeln anscheinend nur dank seines ernsten Blicks wieder von Rens Lippen wich. Sein Blick wurde sogleich etwas sanfter, als Ren ihn fragte, was los sei. Zu gerne hätte er gewusst, wie er gerade geschaut hatte, dass Ren derartig darauf ansprang. "Anscheinend bist du nicht der einzige, der sich den ganzen Tag über Gedanken macht. Ich habe mich nur gefragt, wann wir aufgehört haben, unser unbekümmertes Leben zu führen und uns dafür ständig solche Sorgen zu machen." Die Frage gab er nicht an Ren weiter, immerhin kannte er die Antwort selbst. Da er aber nicht die fröhliche und gelassene Stimmung von eben zerstören wollte, schüttelte er sogleich mit den Kopf und grinste Ren stattdessen leicht an. "Das war wirklich ein gute Idee von dir. Und selbst wenn morgen doch Schule sein sollte, werden wir es am Wochenende nachholen. Und dann wirst du Augen machen, was ich alles aus etwas Schnee bauen kann." Tatsächlich freute sich Luca darauf, dass ihm vermutlich nach diesem Tag die Hände abfrieren würden, aber was man nicht alles für seinen Freund tat.

Ren hätte zu gerne gewusst, was das für Gedanken waren, die Luca sich da genau gemacht hatte. Andererseits war es wohl besser, dass er es ihm nicht verriet. Das, was sein Freund gesagt hatte, hatte Ren genügt, um ebenfalls kurz nachdenklich zu werden. Etwas, wovon er für heute genug hatte. Der Ansicht war Luca anscheinend auch, da er den Gedanken sofort verwarf und stattdessen das Thema wieder auf ihr Vorhaben lenkte. Ein Lächeln erschien nicht mehr auf Rens Lippen, was nicht bedeutete, dass er sich nicht mindestens genauso sehr darauf freute. Mit einem Mal hoffte er doch sehr, dass die Schule morgen ausfallen würde, er wurde sogar beinahe etwas ungeduldig bei dem Gedanken daran, dass er noch die ganze Nacht hinter sich bringen musste. Nun stand aber erst einmal das Abendessen an. Sie waren gerade auf ihrem Grundstück angekommen. Das Auto davor wie auch die Lichter, die durch die Fenster nach draußen schienen, verrieten ihnen, dass Lucas Eltern mittlerweile zu Hause waren. "Da bin ich ja mal gespannt", wandte sich Ren noch einmal scherzhaft an seinen Kumpel, ehe sie die Haustür öffneten.

[Luca und Ren gt: Kovor, Haus von Lucas Familie und Ren]