Straßen der Neustadt

das Eingangsposting lautete :

Auf diesen Straßen herrscht Tagsüber sehr viel Betrieb, der Nachts jedoch ziemlich ab nimmt.

Wie hätte es anders sein können, blieb Gabriel auch weiterhin ruhig. Und so sehr Nicolae dieses Verhalten auch ärgerte, vermutlich war es genau das, was er brauchte, um eine soziale Interaktion führen zu können. Bei jedem anderen wäre es mittlerweile vermutlich bereits zu einem Kampf gekommen. Gabriel hingegen schaffte es wieder einmal, dass er sich etwas abregte und über dessen Worte nachdachte. So schnell, wie der Weißhaarige nun seine Meinung geändert hatte, war sich Nicolae nicht mehr ganz sicher, ob er ihn nicht einfach falsch verstanden hatte. Doch was sollte er nun tun? Ihm war klar, dass der andere nur auf seine Worte wartete. Wenn er sich nicht bloßstellen wollte, musste er das Angebot ablehnen, so dass Gabriel auch noch das restliche Blut zu sich nahm. Und auch wenn es das war, was der Schwarzhaarige eben noch gewollt hatte, so machte sich nun wieder der Durst in seiner Kehle bemerkbar. Langsam dämmerte es ihm, dass Gabriel sich nicht hatte lustig über ihn machen wollen, sondern es tatsächlich nett gemeint hatte. Wie hatte er das bei dessen Wesen nur anzweifeln können? Und so gerne Nicolae den bewusstlosen Körper auch an sich gerissen und getrunken hätte, so stand seine Entscheidung doch längst. "Worauf wartest du noch?", herrschte er den Weißhaarigen an, wobei ein Teil in ihm lautstark protestierte. Er verdrängte die Stimme und dachte daran, dass die Nacht noch jung war und er reichlich Zeit hatte, neue Beute zu machen.

Nachdem Nicolae seine Entscheidung deutlich gemacht hatte, musterte Gabriel ihn noch einen Augenblick. Es war offensichtlich, dass dem Mann irgendetwas nicht passte, aber zumindest hatte er sich wieder ein wenig beruhigt. Schließlich trank der Weißhaarige weiter, stillte auch noch seinen letzten Durst und hörte erst auf, als er die Grenze des Menschen erreichte. Schließlich wollte er ihn nicht töten. Es tat ihm trotz allen leid für Nicolae, doch der hatte es so gewollt. Und er hielt auf jeden Fall zu seinen Worten, was definitiv ein gute Eigenschaft war. "Ich danke dir." Mit seinen blauen Augen suchte er Nicolaes Blick, um ihm seine Dankbarkeit zu verdeutlichen. Das war alles andere als selbstverständlich gewesen. Vor allem aber hatte Gabriel, trotz aller Streitigkeiten, die gemeinsame Zeit genossen, auch wenn er einfach nicht glauben konnte, dass er schon bald wieder vollkommen alleine sein sollte.

Um die Situation etwas zu lockern, ehe Nicolae sich aus welchen Gründen auch immer wieder aufregte, setzte Gabriel den Menschen, den er nach wie vor hielt, ab. Nur so konnte er wieder wach werden. Er bohrte seinen Blick in ihn und begann mit der Hypnose, noch ehe der Mann seine Augen geöffnet hatte. Als er es dann aber tat, hatte Gabriel ihn sofort unter Kontrolle. "Wo... wo bin ich?" Er war sichtlich verwirrt, schaute sich jedoch nicht um. Wie auch, wenn er an Gabriels Augen gefesselt war? "Du wolltest nach Hause gehen und schlafen", begann der Weißhaarige mit sanfter Stimme zu säuseln. "Die Tür ist gleich da vorne." Dabei deutete er auf die Haustür des Komplexes, auch wenn der Mann nicht seiner Geste folgen würde. Als er den Mann dann aus seinem Blick entließ, begann dieser noch immer benommen auf die Tür zuzutaumeln. Aufmerksam schaute Gabriel ihm hinterher. Auf der Straße befanden sich mittlerweile keine andere Menschen mehr, die ihn hätten bemerken können. Die fremden Vampire hingegen trieben sich immer noch in der Gegend herum.

Um sich nicht noch mehr ärgern zu müssen, drehte sich Nicolae schließlich weg und musterte stattdessen die Umgebung. Innerhalb der kurzen Zeit war es wieder totenstill auf der Straße geworden. Lediglich die Spuren im Schnee erinnerten daran, was hier eben noch geschehen war. So gesehen mussten sie diesen beiden Nichtsnutzen von Vampiren wohl dankbar sein. Ohne ihr Opfer, hätte Nicolae schließlich nicht diese Beute machen können. Gleichzeitig dachte der Schwarzhaarige aber auch darüber nach, wie es nun weiter gehen sollte. Sollte er einfach gehen? Aber wohin? Camaino würde den Winter über in der Stadt bleiben, also musste er es auch. Natürlich war Napolia groß genug, um sich gegenseitig aus den Weg zu gehen, doch er war sich sicher, dass sie sich trotzdem ständig treffen würden. Alleine schon, weil sie ihre Auren nun gegenseitig kannten und selbst er beinahe automatisch danach suchte, wenn er sie verlor. Wie ätzend.

Als Gabriel endlich fertig war, bedanke er sich auch noch bei Nicolae. Warum war dieser Kerl nur so verdammt freundlich und aufmerksam ihm gegenüber? Eigentlich sollte er froh darüber sein, wenn er ihn nicht mehr ertragen musste. Er winkte lediglich ab, wobei er sich insgeheim doch darüber freute, dass der Weißhaarige sein Handeln tatsächlich anerkannte. Laut zugeben würde Nicolae es niemals. Stattdessen schaute er nun dabei zu, wie er seine Beute hypnotisierte und nach Hause schickte. Eine wirklich beeindruckende Fähigkeit. Von der Nicolae hoffte, dass der andere sie niemals gegen Vampire einsetzen konnte.

Nachdem der Mann in den Wohnkomplex verschwunden war, wandte sich Gabriel Nicolae vollkommen zu. Dieser war auf einmal zu ruhig, dass er ihn für einen Moment genauer musterte. "Nicolae. Sollen wir weiter jagen?" Auch wenn er selbst diese Nacht kein Blut mehr brauchte, so sah es bei dem Schwarzhaarigen anders aus, dessen war er sich sicher. Trotzdem würde er den Vampir gerne begleiten. Für einen Augenblick fragte sich Gabriel, ob alles in Ordnung mit ihm war. Zwar tat ihm die Gesellschaft unglaublich gut, doch Nicolae war alles andere, als der Umgang den er gewohnt war. Er konnte ihn offensichtlich nicht sonderlich leiden und dennoch haftete er sich so an den Schwarzhaarigen. War ja klar, dass nach allem was vorgefallen war, er irgendeinen Schaden davon getragen hatte. Schnell schüttelte Gabriel diese Gedanken ab, schließlich waren sie nicht sonderlich freundlich Nicolae gegenüber. So hitzköpfig der Vampir auch war, er hatte bereits bewiesen, dass er trotz allem nicht schlecht war. Der Weißhaarige grub seinen Blick geradezu in Nicolae, in der Hoffnung ihn so vielleicht eher dazu überreden zu können, erst einmal noch zusammen zu bleiben. Gabriel wollte nicht, dass die befürchtete Trennung bereits so früh kam. Zu schade, dass er mit seiner Fähigkeit nicht auch Vampire hypnotisieren konnte. Nicht, dass er das auch wirklich tun würde. Lediglich ein Gedanke, der kurz in seinem Bewusstsein auftauchte.

Dieser Gabriel war wirklich unerbittlich. Er selbst musste gesättigt sein und trotzdem fragte er Nicolae, ob sie zusammen weiter jagen sollten. Warum machte er das? Was hatte er davon? Lag es womöglich an der Einsamkeit, die er bei ihrem ersten Blickkontakt eingefangen hatte? So kühl sich Gabriel auch immer gab, er war so abhängig von anderen, dass er sich sogar mit ihm abgeben wollte. Ihm, der ihm nicht nur einmal gesagt hatte, dass er nichts mit ihm zu tun haben wollte und auch sonst nicht unbedingt immer freundlich zu ihm war. Er war aber auch selbst schuld, wenn er es immer zuließ. Nicolae knirschte mit den Zähnen, ehe er Gabriel Blickkontakt erwiderte. Was wollte er denn nun schon wieder? //Du meinst wohl, ob ich weiter jagen soll, während du zuschaust?// Nur mit Mühe hatte sich Nicolae einen gereizten Kommentar verkniffen. Von eben wusste er bereits, dass Gabriels Worte vermutlich keine Provokation sein sollten. Um sich nicht erneut zu blamieren, beließ es der Schwarzhaarige also bei dieser bissigen Äußerung. Die Frage nun war aber, was er wollte. Wollte er die gemeinsame Jagd fortsetzen? Etwas worin er keinen Sinn sah und ihn mehr störte, als es ihm half? Ganz abgesehen von den ständigen Streitereien. Oder wollte er endlich seine Ruhe haben, wie er es bereits einige Male angekündigt hatte und solle ihn einfach wegschicken? Allerdings war ihm bewusst, dass selbst dann seine Gedanken weiter kreiseln und ihn sich nicht konzentrieren lassen würden. Zu gerne würde Nicolae nun an irgendetwas oder jemandem seinen Ärger ablassen.

Wie erwartet gab Nicolae eine trotzige Äußerung von sich, die aber keine wirkliche Antwort war. Auch wirkte der Mann nicht so, als würde er jeden Augenblick einfach verschwinden. Bedeutete sein Zögern etwa, dass er ernsthaft über seine Frage nachdachte? Konnte Gabriel sich ernsthaft Hoffnungen machen? //Wenn du nicht wieder schummelst, kann ich nächstes Mal auch helfen.// Ihm war klar, dass seine Antwort gewagt war, immerhin konnte der Schwarzhaarige sie auch als Provokation aufgreifen. Gleichzeitig konnte er den anderen aber auch nicht einfach so mit seinem Verhalten davonkommen lassen. Wenn er derart austeilen konnte, dann musste er das auch vertragen können. Um die Situation etwas zu entspannen, führte Gabriel aber seine Gedanken noch fort. //Ich werde dich gewiss nicht verhindern, falls du das denkst. Auch wenn ich es bevorzugen würde, wenn du deine nächste Beute am Leben lässt.// Das sollte wirklich kein Vorwurf sein, doch er konnte nur hoffen, dass Nicolae es auch als keinen auffasste. Der Vampir musste doch verstehen, warum ihn das so störte. Immerhin schränkte er somit die sowieso schon spärliche Beute noch weiter ein. Es war nun einmal nicht mehr so wie früher, dass wenn einer starb, man eben den nächsten nahm. Es gab so wenige Menschen, die sich nachts auf die Straßen wagten. Und mit jedem, der von diesen starb, wurden es nicht nur weniger, sondern vielleicht überdachten auch andere ihr Verhalten.

Während Nicolae so voller Gedanken war, versuchte Gabriel ihn beinahe zu überreden. Der Mann wollte wohl wirklich weiterhin mit ihm kommen. Auch wenn Nicolae wirklich nicht verstand, was er davon hatte. Mal ganz davon abgesehen, dass sein Ton ziemlich frech war, was der Schwarzhaarige ausnahmsweise überging. Zu sehr störte ihn Gabriels zweite Aussage. //Denkst du wirklich, das wüsste ich nicht? Ich weiß schon wie man richtig jagt, das damals war nur eine Ausnahmesituation gewesen. Das sollte dir auch klar sein.// Schließlich hatte er schnell handeln müssen, da er, wäre er an einen anderen Vampir geraten, nicht so viel Zeit bekommen hätte. Da konnte er nicht auch noch Zeit damit verschwenden, möglichst sanft mit seinem Opfer umzugehen. Dass er auch so ganz gerne mal die Kontrolle verlor, konnte und brauchte Gabriel gar nicht zu wissen. //Aber mal abseits davon//, kam Nicolae zu dem Gedanken zurück, der sich eben in seinem Kopf gebildet hatte. //Warum willst du so unbedingt bei mir bleibe? Was hast du davon? Ich habe dir doch bereits gesagt, dass ich in keinen Clan will.// Mal abgesehen davon, dass Nicolae nicht verstand, was der andere an ihm fand. Er wusste nur zu gut, dass er unfreundlich war und trotzdem wurde er den Weißhaarigen nicht los. Nun war er doch neugierig geworden, was sich der andere bei all dem dachte, immerhin hatte sich sonst niemand für ihn interessiert.

Mit der Antwort, die er bekam, hatte Gabriel so gar nicht gerechnet. Für seine Verhältnisse blieb Nicolae nicht nur erstaunlich ruhig, sondern er stellte auch eine Frage, die den Weißhaarigen kurz aus dem Konzept brachte. Und obwohl er sich alle Mühe gab, diese Emotion zu verbergen, so war sich Gabriel doch sicher, dass der andere sie durch ihren Blickkontakt bemerkt hatte. Dieser Umstand verleitete ihn dazu, übereilig zu antworten, ohne über seine Worte nachzudenken. //Wir können doch auch Freunde sein, ohne dass du in einem Clan bist. Wir sind doch sowieso nur zu zweit.// Als Gabriel bewusst wurde, wie bedürftig er klang, wandte er seinen Blick ab. Was dachte er sich nur dabei? Nicht nur bettelte er gerade einen Vampir an, mit dem er normalerweise nichts anfangen könnte, da sein Charakter einfach zu anders war. Er warf auch noch seine Vorstellungen dafür über den Haufen. Er wollte einen Clan, nicht nur einen Partner. In diesem Fall würde sich das wohl aber kaum verbinden lassen. War Nicolae ein solches Opfer wirklich wert? Tatsächlich musste der Weißhaarige einige Sekunden über diese Frage nachdenken. Was hatte er von dem anderen? Er räusperte sich kurz, ehe er laut weitersprach. "Ich meine, wenn du mich wirklich nicht leiden könntest, dann wärst du doch schon längst verschwunden, oder?" Mit vorsichtigem Blick schaute er wieder zu Nicolae. Der Vampir war sich nicht sicher, ob seine Wortwahl so klug gewesen war. Womöglich könnte sie den Schwarzhaarigen an sein eigentliches Vorhaben erinnern, oder ihm nun den Anstoß geben, dieses wirklich auszuführen.

Gabriels Worte verwirrten den Schwarzhaarigen so sehr, dass er froh darüber war, dass dieser den Blickkontakt unterbrach. Freunde? Mit ihm? Wie kam der andere auf die Idee, dass Nicolae an irgendwelchen Freundschaften interessiert war? Er hatte sein ganzes Leben über keinen einzigen sogenannten Freund gehabt und würde nun ganz sicher nicht damit anfangen. Die Tatsache, dass Gabriel sich nun aber so schnell von ihm abwandte sprach dafür, dass der Vampir seinen Fehler bemerkt hatte. Anscheinend hatte er ihn einfach aus dem Konzept gebracht, was Nicolae im Inneren tatsächlich ein wenig freute. Den sonst so gelassenen Gabriel nun so bemüht zu sehen, verschönerte Nicolaes Tag. Wenn auch nur für einen kurzen Moment, bis der andere weiter sprach. Warf der ihm gerade ernsthaft vor, dass er ebenso an einer Freundschaft interessiert war? Nicolaes Blick verschärfte sich während er den anderen, der nun wieder zu ihm schaute, fixierte. "Ich tu dir einen Gefallen und so wird es mir gedankt? Alleine fährt man doch am besten." Mit diesen entschiedenen Worten drehte sich der Schwarzhaarige um und begann die Straße durch den Schnee zurück zu laufen. Nun fing es auch noch an ordentlich zu schneien. Heute war wirklich nicht Nicolaes Tag. Jetzt konnte er nur hoffen, dass Gabriel verstanden hatte, dass das gerade ein Abschied gewesen war, er alleine weiter jagen würde und ihm hoffentlich nicht folgte. Er brauchte definitiv etwas Zeit für sich, um seine Gedanken zu sortieren. Auch wenn das vermutlich bedeutete, dass er diese Nacht wieder hungern musste, das alles ließ ihm einfach keine Ruhe.

Gabriel hatte es beinahe befürchtet. Dennoch war er überrascht über die Reaktion des anderen. Kein Wutausbruch, keine Beschimpfungen. Viel mehr ein Vorwurf, der in seinen Ohren wenig sinnig klang. Nicolaes letzten Worte, zusammen mit der Tatsache, dass er sich einfach umdrehte und ging, beschäftigten den Weißhaarigen deutlich mehr. Wie hatte er diese Aussage nun zu verstehen? Wollte Nicolae nun alleine sein? Oder wollte er einfach nicht mehr darüber sprechen und endlich auf die Jagd gehen? "Nicolae", rief er ihm mit nicht sonderlich großem Aufwand nach. Hatte er es vielleicht zu weit getrieben? Er würde dem anderen auf keinen Fall hinterher laufen. Auch wenn er es schade finden würde, wenn sich hier ihre Wege trennen würden. Würden sie sich dann noch einmal treffen? Während Gabriel dabei zuschaute, wie der Schwarzhaarige langsam aber sicher in dem plötzlich eingetretenen, heftigen Schneefall verschwand, zog er sich sein Gewand näher. Bei so einem Wetter zog er sich besser in seinen Unterschlupf zurück, sonst wäre es nicht nur einfach kalt, sondern er wäre auch noch nass. Für den Moment wartete der Weißhaarige aber darauf, ob Nicolae nicht doch noch auf ihn reagierte. Trotz dessen schwieriger Persönlichkeit war er nach wie vor gewillt, ihn auf der weiteren Jagd zu begleiten. Auch wenn Gabriel darüber nur den Kopf schütteln konnte.

[Shinya, Ayano & Yuiko cf: Neustadt, Wohnung der Familie Kuza]

Sie kamen schnell bei der Bushaltestelle an, die glücklicherweise nicht so weit von ihrer Wohnung entfernt war. Trotz ihrer dicken Jacke fror Yuiko und sie war froh, wenn sie endlich in den Bus einsteigen konnten. An der Haltestelle standen bereits andere Leute, so dass das Mädchen zuversichtlich war, dass der Bus auch wirklich kommen würde. In ihrer alten Heimat fiel der Verkehr bei solchen Mengen an Schnee einfach aus. Während sie auf ihren Bus warteten, schaute Yuiko fragend zu ihrer Schwester. Was meinte sie mit einem spaßigen Schultag? Es dauerte einen Moment, bis es bei ihr klick machte. "Aya. Shinya. Bauen wir in der Pause dann einen Schneemann?" Mit großen Augen schaute sie ihre Geschwister an. Wenn hier so viel Schnee lag, dann wäre das in der Schule mit Sicherheit ebenfalls der Fall. Und immerhin hatten sie gestern noch darüber gesprochen. Diese Vorstellung zauberte ein breites Lächeln auf Yuikos Lippen. Selbst wenn es in der Schule nicht mehr funktionieren würde, so konnten sie das immer noch nach der Schule machen. Na ja, zumindest Ayano könnte mit ihr im Schnee spielen. Der Gedanke, dass Shinya wieder arbeiten musste, trübte die Stimmung des Mädchens etwas.

Seine Schwestern waren mehr als aufgeregt über den Schnee. Verständlich, schließlich lagen beachtliche Mengen am Boden und auch Shinya konnte nicht leugnen, dass er sich freute. Zufrieden schaute er die beiden Mädchen an und nickte dann auf Yuikos Frage. "Das klingt doch nach einem guten Plan. Wir werden den schönsten und größten Schneemann bauen, den es je in der Schule gab", versicherte er dem Mädchen grinsend. "Und Aya wird sich um eine gebührende Festung kümmern, damit er nicht dem Beschuss ausgeliefert ist", scherzte er schließlich weiter. Ihm war klar, dass Ayano Schneeballschlachten genoss. Er wiederum hatte jedoch wenig Lust in irgendeiner Weise nass zu werden und den restlichen Tag frieren zu müssen. Er musste nach der Schule schließlich noch arbeiten.
Sie standen nicht lange an der Haltestelle, bis auch tatsächlich der Bus kam. Shinya war mehr als beeindruckt davon, dass der Straßenverkehr hier auch nicht bei solch einem Schneefall ausfiel. Vermutlich eine Notwendigkeit, um eine Massenpanik zu vermeiden. Immerhin vermutete der Großteil der Bevölkerung hinter jeder Ecke den Tod. Der Junge schüttelte innerlich den Kopf und stieg dann hinter seinen Schwestern in den angenehm warmen Bus.

[Ayano, Yuiko & Shinya gt: Napolia Hochschule, Schulhof]