Schulhof

Ein großer Schulhof mit einer alten Eiche in der Mitte. Um den Baum stehen Bänke auf denen man es sich im Sommer bequem machen kann. Der Hof ist mit Hecken und Sträuchern eingerahmt. Auch hier gibt es eine Vampir-Kamera, die hauptsächlich zum ausmachen fremder Infizierter, die nicht auf diese Schule gehen, dient.

[Valerie cf: Neustadt, Wohnung von Valerie und Co.]

Es war noch dunkel, als Valerie den Schulhof ihrer neuen Schule betrat. Sie zog ihre schwarze Jacke noch näher an sich, als ihr ein eisiger Wind entgegen schlug. Es war wohl besser, schnellst möglichst in ihrer Klasse zu kommen. Sie kramte den kleinen Zettel aus ihrer Jackentasche, auf dem stand in welchen Klassenraum sie musste und wie sie dort hin gelangte. Lehrraum 2 also, mal schauen. Während sie über den Schulhof schlenderte fiel ihr auf, dass sich hier kaum Schüler aufhielten. Seit einem Jahr schon waren öffentliche Plätze meist wie leer gefegt, vor allem wenn es dunkel war. Valerie machte sich jedoch keine Sorgen und freute sich schon auf ihre neuen Mitschüler. Vor allem war sie aber neugierig ob auch in ihre Klasse ein Infizierte kommen würde, und ob sie sich mit diesem anfreunden könnte.

Gerade hatte sie ihren Zettel zurück gesteckt, als ihr ein Junge auffiel, der ziemlich planlos wirkte. Vermutlich war er auch neu und wusste nicht wo er hin musste, mal schauen ob sie ihm helfen konnte. "Entschuldigung, kann ich dir vielleicht helfen?" Mit wenigen Schritten kam sie bei dem Jungen an, den sie nun freundlich anlächelte. Er war kleiner als Valerie und vermutlich auch jünger, das würden wohl die Meisten in ihrer Klasse sein.

[Cooro cf: Kovor, Annabellas und Cooros Hütte]

Der Weg war für Cooro natürlich kein Problem gewesen, immerhin hatte er sich gestern schon alles angeschaut, nur wusste er nun nicht, wo genau er hin sollte. Um viertel vor acht sollten sich alle Infizierten beim Lehrerzimmer versammeln um einem Raum zugeteilt zu werden, das wusste er, doch bis dahin hatte er noch etwas Zeit. Es würde sicherlich niemanden stören, wenn er so lange in irgendein Klassenzimmer ging. Jedoch gabs hier einige Eingangstüren und im Gebäude selbst kannte sich der Junge nicht aus.

Auf einmal wurde er von einem Mädchen angesprochen, dass ihm seine Hilfe anbot. "Das wäre wirklich nett, ich suche einen Klassenraum, wo ich bis zum Unterrichtsbeginn bleiben kann." Cooro grinste breit. Das Mädchen sah interessant aus, nicht so wie die Kinder die er sonst so kennen gelernt hatte. "Ich bin übrigens Cooro." Hatte er etwa schon einen Freund gefunden? Wieso hatte sich Annabella nur so viele Sorgen gemacht, lief doch alles bestens.

Valerie wunderte sich etwas darüber, dass der Junge nicht wusste wo er hin musste. Vermutlich hatte er seinen Zettel verloren oder vergessen. "Wenn du nicht weißt in welchen Raum du später musst, solltest du zum Sekretariat gehen", schlug sie freundlich vor. "Aber wenn du willst können wir kurz in die Aula gehen, die wird erst später benutzt werden." Sie konnte auch später zu dem Klassenzimmer gehen. Der Junge schien wirklich nett zu sein und auch wenn sie nicht in eine Klasse kommen würden, Freundschaft konnte man ja trotzdem schließen.

"Ich heiße Valerie, freut mich." Langsam machte sich Valerie in Richtung Aula auf, achtete aber darauf, dass Cooro auch mit kam. "Wie alt bist du eigentlich?" Sie wäre doch sehr überrascht, wenn Cooro ältere wäre als sie selbst.
Schließlich kamen sie bei einer Tür an, durch die Valerie schnell nach drinnen huschte. Obwohl sie sich schön warm angezogen hatte, fror sie. Cooro dagegen schien es warm zu sein. Und schon waren sie an der Aula angelangt, in der sich auch ein paar andere Schüler versammelt hatten.

[Cooro und Valerie gt: Hochschule, Aula]

[Cooro und Valerie cf: Hochschule Aula]

Obwohl gerade die Sonne schien war es draußen eisig kalt. Valerie zog ihre Jacke näher an ihren Körper, was das brennen der kalten Luft in ihren Lungen jedoch nicht verhinderte. Sie atmete aus und beobachtete diesen kurz. Sie war froh, nicht mehr im Gebäude sein zu müssen. "Abenteuer?"  Cooros kindliche Art war irgendwie niedlich. "Klar, gegen etwas Spannung ist nie etwas einzuwenden." Auch wenn sie sich fragte, was Cooro wohl unter einem Abenteuer verstand. "Was für einen Platz denn?" Immerhin war das hier eine Stadt, sonderlich spannendes konnte man da nicht entdecken. Sie schlenderten langsam über den Schulhof, solange der Junge nicht die Führung übernahm wusste Valerie nicht, wo sie hin sollte.

Valerie fand es nett, wie Cooro sie aufheitern wollte. "Wir können ja mal schauen, was wir machen", sagte sie nur, da sie nicht weiter darüber reden wollte. Das Mädchen konnte sich auch noch morgen für eine AG eintragen. Nun wollte sie erst einmal etwas Zeit mit ihrem neuen Freund verbringen, damit sie sich auch etwas besser kennen lernen konnten.
Auf dem Schulhof waren nur noch vereinzelt Schüler unterwegs, die sich mit anderen unterhielten oder auf jemanden zu warten schienen.

Cooro sprang vor Valerie im Schnee herum und drehte sich dann zu ihr um. "Ja, Abenteuer." Er begann mit glänzenden Augen und wild gestikulierenden Händen zu reden. "Unbekannte Höhlen erforschen, über Schluchten balancieren, gegen dämonische Monster kämpfen, so etwas eben", übertrieb er maßlos. Der Junge drehte sich wieder um, um weiter zu gehen. "Ich hab eine alte Fabrik gefunden, die sicher einen klasse Spielplatz abgibt." Alleine hätte er nicht dort hingehen wollen, aber wenn jemand mitkam könnte das sicherlich spaßig werden. Solange Annabella nichts davon mitbekam, wo sich ihr Sohn herumtrieb sollte das kein Problem darstellen. "Also, hast du Lust? Dann können wir gleich los. Aber es ist etwas weiter von hier." Was das anging, war Cooro ziemlich spontan. Er hielt sich nicht gerne an feste Abläufe, so dass ihm dies gerade recht kam.

Erneut blieb er stehen und drehte sich wieder zu Valerie, die nach wie vor hinter ihm war. Seine braunen Augen waren fragend auf das Mädchen gerichtet und obwohl noch nichts feststand war er bereits mit Vorfreude erfüllt. Selbst das eisige, unfreundliche Wetter konnte ihn nicht daran hindern den restlichenTag im freien zu verbringen.

Valerie musste über Cooros Begeisterung lachen, so manchen Leuten würde es nicht schaden, wenn sie sich eine Scheibe davon abschneiden würden. Doch dann wurde das Mädchen wieder ernster. "Eine Fabrik? Gibt es die nicht nur in der Altstadt?" Nicht dass Valerie etwas gegen diese Gegend hatte, aber selbst sie wagte sich nicht dorthin. Auch wenn sie an das Gute in allen Menschen, wozu auch die Infizierten gehörten, glaubte, in dieser Gegend trieben sich vor allem gerne Rebellen rum. Sie hatte wenig Lust auf diese zu treffen, ohne sich verteidigen zu können. Aber wenn jemand wie Cooro sich alleine da herumtreiben konnte, konnte es doch gar nicht so schlimm sein, oder?

Es war noch früh am Tag, es würde noch eine Weile hell bleiben, also was sollte es? Sie würde ein Abenteuer mit Cooro erleben, vielleicht auch besondere Fähigkeiten von ihm kennen lernen. Sie würde einfach mal spontan sein. "Okay, dann lass uns jetzt gehen, pass aber gut auf mich auf", scherzte das Mädchen. Eher musste sie auf Cooro aufpassen.
Valerie hatte nicht gerade geeignetes Schuhwerk um weit zu laufen, oder irgendwo rumzuklettern, sie wusste ja nicht, was genau der Junge da machen wollte. Aber sie hatte auch keine Lust, jetzt noch mal nach Hause zu gehen um sich umzuziehen. Das würde sie schon überleben.

Valerie wusste, wie man in die Altstadt gelang, also ging sie einfach mal los. Wenn Cooro einen anderen Weg gehen wollte, würde er sie schon darauf hinweisen. Nur langsam kroch die Kälte unter ihren Mantel und sie wollte diese mit etwas Bewegung vertreiben. Hoffentlich würde sie sich nicht erkälten, das wäre richtig nervig.

[Cooro und Valerie gt: Napolia Altstadt, Industriegebiet]

[Luca und Ren cf: Kovor, Haus von Lucas Familie und Ren]

Alleine die Fahrt zur Schule hatte Ren schon vollkommen fertig gemacht. Ohne Lucas ständiges positives Zureden wäre er wohl überhaupt nicht mehr zur Schule gegangen, oder generell raus. Aber solange sein Freund an seiner Seite war, würde er das schon irgendwie schaffen, irgendwie fühlte er sich Luca gegenüber auch schuldig. Er hatte sich so aufopferungsvoll um ihn gekümmert, da konnte er jetzt nicht einfach kneifen. Auf dem Schulhof war nicht sonderlich viel los, was aber auch an der Kälte und der Tatsache, dass es noch immer dunkel war, liegen konnte. Die Meisten waren wohl schon in der Aula, um sich gleich die Ansprache des Direktors anhören zu können.

"Lass uns schon in die Klasse gehen", murmelte Ren und schaute Luca flehend an. Diese Anrede hatten sie sich bereits die letzten beide Jahre anhören dürfen, auch wenn es da noch keine Vampire gegeben hatte. Aber vermutlich würde es ihn eh nur aufregen. Außerdem wollte er diesen großen Menschenauflauf vermeiden. Er war lange nicht mehr unter so vielen Menschen gewesen und er würde es lieber etwas langsamer angehen lassen. Zumal er nach wie vor nicht wusste, wie er auf die Vampire, die auch unweigerlich in ihrer Klasse sein würden, reagieren sollte. Bei einem Kampf würde er sich nicht wehren können. Er hoffte einfach, dass sich diese Schüler an die vereinbarten Regeln hielten, auch wenn er sich mit Sicherheit mit keinen von denen anfreunden wollte.

Auch wenn Luca nicht damit gerechnet hatte, so überraschte es ihn nicht, dass Ren die Ansprache schwänzen wollte. Ihm konnte das nur recht sein. Sie hatten ihren Stundenplan bereits und wussten wo sie hin mussten. "Okay", war das Einzige, was er dazu zu sagen hatte und machte sich sogleich auf den Weg in das Schulgebäude. Ihn hätte schon interessiert, was der Direktor zu der neuen Regelung zu sagen hatte, aber vermutlich war es auch nur das, was man auch von der Regierung gehört hatte. Im Endeffekt war es egal. Im Schulgebäude selbst war es genauso leer, wie auf dem Schulhof. Klar, jeder war neugierig auf die neuen Regelungen und generell schwänzte man die Ansprache sowieso nicht. Na hoffentlich würde man sie nicht erwischen.

"Hast du Lust nach der Schule noch etwas in die Stadt zu gehen?" Auch wenn er gerne mal wieder etwas mit Ren, neben ihrem Training, unternehmen würde, zumal sie seit einer gefühlten Ewigkeit nicht mehr hier gewesen waren, stellte Luca diese Frage vor allem, um seinen Freund auf andere Gedanken zu bringen. Auch wenn es kein Gebot gab, in der Stadt Waffen mit sich herum zu tragen, war es doch nichts, was man am helllichten Tag machen sollte. Vor allem nicht, wenn sie so auffällig war, wie Rens. Wirklich wohl konnte man sich zur Zeit sowieso nicht mehr fühlen, ob nun mit oder ohne Waffe.

[Ren und Luca gt: Hochschule, Lehrraum 3]

Wow, das war mal eine langweilige Ansprache gewesen. Natürlich waren diese Reden generell nicht sonderlich interessant, aber Shinya hatte irgendwie gehofft, etwas mehr über die neuen Regelungen zu erfahren. Eigentlich wurde nur gesagt, dass ab diesem Schuljahr erstmals Infizierte in die Klassen eingebracht werden sollen und der Rest war einfach nur Rumgeschwafel, das man sich auch hätte sparen können. Er strich sich mit der Hand durch die Haare und wandte sich schließlich Yuiko zu, die noch immer bei ihm war. Nach Ende der Ansprache war Ayano sofort in ihre Klasse gelaufen, während seine jüngere Schwester scheinbar gar nicht mehr von seiner Seite weichen wollte, aber sie war auch schon den ganzen Morgen so nervös.

"Alles klar, Yuiko? Soll ich dich vielleicht noch zu deiner Klasse bringen?" Er grinste das Mädchen schief an und fragte sich, ob sie das Angebot wohl wirklich annehmen würde? Eigentlich war es nur als provokanter Scherz gemeint, aber vermutlich würde er das auch noch für seine Schwester tun. "Deine Mitschüler werden dich sicher mögen, wer kann schon so einem süßen Mädchen widerstehen?" Er wuschelte ihr kurz durchs Haar und hoffte, dass dieser Aufmunterungsversuch, zumindest ein bisschen Wirkung zeigen würde. Er konnte sich aber wirklich nicht vorstellen, dass sie Probleme bekommen würde. Sie war vielleicht etwas schüchtern, aber an ihrer alten Schule hatte sie auch viele Freunde gefunden. Shinya war zuversichtlich, was das anbelangte.

Yuiko war froh, endlich wieder an der frischen Luft zu sein. In der Aula war es wirklich stickig gewesen, kein Wunder bei so vielen Schülern. Nun stand sie hier neben ihrem Bruder und wollte eigentlich gar nicht zu ihrem Klassenzimmer gehen. Sie war verdammt aufgeregt. Schließlich bot Shinya ihr an sie hinzubringen und wuschelte ihr dann auch noch durchs Haar. "Spinnst du?", beschwerte sie sich sofort und versuchte ihre Haare wieder in Ordnung zu bringen. Wieso musste er sie nur immer so aufziehen? "Danke, aber ich schaffe das auch bestens alleine." Trotzig verschränkte sie ihre Arme vor der Brust und schaute zu Shinya hoch. Auf einmal spürte sie kaum noch etwas von ihrer Nervosität. Sie würde Shinya schon zeigen, dass sie das auch alleine konnte.

Und so machte sich Yuiko auch sogleich auf den Weg, bevor ihr Bruder noch mehr peinliche Sachen sagen konnte. Sie hatte weniger Angst davor, dass sie keine Freunde finden würde, eigentlich wusste sie nicht einmal, warum sie so aufgeregt war, es war eben einfach so. Außer ihren Geschwistern kannte sie niemanden an dieser Schule, da war es doch völlig normal, dass man ein wenig aufgeregt war. Als sie bei dem Klassenraum ankam, atmete Yuiko einmal tief durch, ehe sie die Tür öffnete.

[Yuiko gt: Hochschule, Lehrraum 1]

Mit einem schiefen Grinsen auf den Lippen, schaute Shinya seiner kleinen Schwester hinterher. Na das hatte doch ganz gut funktioniert. Ein wenig Sorgen machte er sich schon um Yuiko, immerhin war das hier eine sehr große Schule mit sehr vielen Schülern. Nicht gerade etwas, was das Mädchen gewohnt war, aber sie würde das schon schaffen. Nun sollte er sich aber auch langsam mal auf den Weg machen, immerhin würde es gleich schon klingeln und er wollte definitiv nicht zu spät kommen. Pünktlichkeit war etwas, was Shinya sehr wichtig war und immerhin war er um einen guten Schulabschluss bemüht, ein schlechter erster Eindruck bei den Lehrern war da sicherlich nicht von Vorteil.

Während des Weges zu seinem Klassenzimmer, dass sich unnötigerweise auch noch im zweiten Stockwerk befand, ertappte er sich dabei, wie seine Gedanken bereits zu seinem Nachmittag abschweiften. Eigentlich wollte er sich jetzt darüber keine Gedanken machen, aber er hatte so viel zu tun und heute war der erste Tag, wo auch noch die Schule dazu kam. Die Schule endete um zwei Uhr und seine Arbeit ging von drei bis sieben. Danach musste er noch Hausaufgaben machen, lernen und sich um seine Schwestern kümmern. Ayano war mittlerweile glücklicherweise Alt genug, so dass sie Nachmittags auf Yuiko aufpassen und für sie kochen konnte, trotzdem fühlte er sich noch verantwortlich für sie. Shinya schob diese Gedanken zur Seite, als er bei der Klasse angekommen war. Dafür hatte er nun wirklich keinen Kopf, am besten ließ er es einfach auf sich zukommen.

[Shinya gt: Hochschule, Klassenraum 4]

[Ren, Ayano und Luca cf: Hochschule, Lehrraum 3]

Im Vergleich zu dem gut geheizten Schulgebäude war es draußen verdammt kalt, so dass Luca erst einmal seinen Mantel näher zog. Zum Glück war dieser nicht nur schön lang, sondern wärmte auch ausgezeichnet. "Was wir vorhaben?" Na toll, so eine Frage musste natürlich noch kommen. "Ich löse ein Versprechen ein, das ich gegeben habe." Er lächelte Ayano schief an und hoffte, dass das genügte, beziehungsweise, dass sie nicht weiter nachfragen würde. Das war zwar eine ziemlich schwache Antwort, aber Luca wollte weder großartig lügen, noch Ren irgendwie in ein schlechtes Licht rücken, immerhin war er der Hauptgrund, dass Ayano nicht mit konnte.

"Sagtest du nicht, du hast noch zwei Geschwister?", versuchte er sie möglichst auf ein anderes Thema zu lenken. "Geht ihr zusammen nach Hause?" Nachdem, wie er Ayano bisher erlebt hatte, müsste sie eigentlich drauf anspringen und ihnen nun einiges über ihre Geschwister erzählen. Das müsste eigentlich reichen, bis sie zum Schultor kamen, wo sie sich dann verabschieden würden. Im Vergleich zu heute Morgen, war nun einiges auf dem Schulhof los, auch wenn die meisten Schüler sich in Richtung Ausgang bewegten. Luca nutzte diese kurze Umschauen auch, um einen Blick zum Himmel zu werfen. Es war bewölkt, aber noch schneite es nicht, ob es dazu heute wohl noch kommen würde?

Ren lief rechts von Luca, während sich Ayano auf dessen anderen Seite befand. Anscheinend wollte Luca sich nun doch mit ihr unterhalten, oder er tat es um sie etwas vom Thema abzubringen. Letztendlich hörte Ren aber nur mit halben Ohr zu. Das war vielleicht unhöflich, doch er nutzte den Großteil seiner Aufmerksamkeit dazu, die Schüler um sie herum zu beobachten. Heute war es schon ziemlich kalt und Ren war froh über seine warme Jacke, trotzdem hatten sich manche Schüler zu kleinen Grüppchen versammelt und unterhielten sich noch. Die Meisten waren natürlich, wie sie selbst auch, zum Schultor unterwegs, trotzdem, oder gerade deswegen, vielen diese wenigen Schüler auf.

Als sie in die Nähe des Schultors kamen, ließ Ren es sich nicht nehmen, einen Blick auf den dort angebrachten Bildschirm zu bringen. Diese Dinger waren zwar weder sehr groß, noch hatten sie eine sonderlich gute Qualität, trotzdem erleichterte es ihn gemein, dass scheinbar kein Infizierter mehr in der Nähe war. Die drei in seiner Klasse hatten ihn zwar überraschend wenig gestört, trotzdem war es doch schöner, sich ganz in Sicherheit wissen zu können, vor allem wenn man keine Waffe dabei hatte. Gleich würden sie die sichere Zone der Schule so oder so verlassen müssen.

Oh, ein Versprechen? Was das wohl sein mochte. Luca schien wohl eine Person zu sein, die gerne alles so mysteriös verpackte. Aber ehe Ayano noch weiter fragen konnte, stellte Luca ihr schon eine Frage, zu ihren Geschwistern. "Oh ja, ich vermute mal, dass wir zusammen gehen. Also eigentlich kann ich alleine gehen und mein Bruder auch, der ist noch eine Stufe über mir. Aber meine kleine Schwester ist gerade erst in die erste Stufe gekommen und deswegen passen wir etwas auf sie auf. Eigentlich ist das jetzt meine Aufgabe, weil Shinya nach der Schule arbeiten geht, aber jetzt wo wir so früh aus haben, gehen wir sicher zusammen heim." Es war schön, dass sie auch mal etwas gefragt wurde, auch wenn Ren scheinbar jegliches Interesse an ihr verloren hatte.

Nachdem Ayano kurz seinem Blick gefolgt war, merkte sie, dass er auf die Vampir-Kamera konzentriert war. Eigentlich war das die Gelegenheit, sie darauf anzusprechen. Immerhin konnten die beiden auch genauso gut voll mit Vorurteilen sein, dann würde das Mädchen jedoch alles geben, diese aufzulösen. "Ach, suchst du jemanden?", fragte sie deshalb an Ren gerichtet und lächelte den Jungen dabei leicht an. Das glaubte sie zwar nicht, da er ziemlich abwesend gewirkt hatte, aber sie konnte sich ja auch irren. Hoffentlich war der Junge überhaupt auf sie aufmerksam geworden, schien er doch vollkommen in seinen Gedanken verloren.

Oh man, das Mädchen konnte wirklich reden wie ein Wasserfall, dafür hatte Luca sie aber auf andere Gedanken gebracht, was ja sein Ziel gewesen war. "Ach, dein Bruder arbeitet schon? Ist das nicht schon etwas früh?" Es überraschte ihn doch schon etwas. Vielleicht wollte dieser Shinya auch nur etwas zusätzliches Taschengeld verdienen, oder sie gehörten zu einer der mittlerweile vielen Familien, die nicht allzu viel Geld hatten. Aber neben der Schule zu arbeiten, vor allem im letzten Jahr, wo noch die ganzen Abschlussprüfungen auf einen zu kamen, war sicher nicht einfach. Für Freunde war da sicher kein Platz mehr.

Dann schien Ayanos Aufmerksamkeit aber auf Ren zu fallen, der die ganze Zeit schweigend neben ihnen hergelaufen war. Luca schaute kurz zu ihm und folgte dann seinem Blick, der wohl auf dem Bildschirm der Kamera gehangen hatte. Ren schien die zwei Stunden recht locker gewesen sein, aber er schien sich eben doch seinen Kopf zu machen. Aber ob er jemanden suchte, was war das denn für eine Frage? Er richtete seinen Blick wieder auf Ayano, die nach wie vor sehr fröhlich wirkte. Na, die meisten Menschen versuchten ihr Leben wohl möglichst normal weiter zu führen, auch wenn er das nicht wirklich verstehen konnte. Noch weniger, wie sie dabei trotzdem so gut gelaunt bleiben konnte. Ob das wohl alles von ihrer fröhlichen Natur kam?

Ren wurde aus seinen Gedanken gerissen, als Ayano ihn auf einmal ansprach. Zuerst hatte er gar nicht wahrgenommen, dass er mit ihrer Frage gemeint gewesen war. Als er dann aber doch aufschaute, sah sie ihn fragend an. "Ähm, nein", begann er überrumpelt zu reden. "Ich hab nur geschaut." Oh man, manchmal wünschte er sich, so locker wie Luca sein zu können. Aber schließlich begann er genauer über die Frage nachzudenken, nach wem sollte er denn gesucht haben? Dafür hätte er sich doch auch einfach umschauen können. Es war doch wohl klar mit welchem Hintergrund man sich so eine Vampir-Kamera anschaute, oder? Sicher hatte Ayano ihn nur mit ins Gespräch einbinden wollen, aber nun wusste Ren nicht so recht, was er sagen sollte.

"Ist deine Schwester schon da?", fragte er schließlich, einfach nur um etwas zu sagen. Glücklicherweise hatte Ren soweit zugehört, dass er wusste, dass sie ihre Schwester nach Hause bringen wollte. Sinn machte die Frage so oder so nicht, da Ren eigentlich auch gehen wollte, wenn besagte Schwester eben noch nicht aufgetaucht war. Scheinbar mochte Ayano es aber, wenn man ihr Fragen stellte, zumindest hatte sie ja eben ausgiebig geantwortet. Vielleicht ging er dabei nicht so elegant vor, wie Luca, aber er war durchaus auch in der Lage, Menschen auf andere Gedanken zu bringen, zumindest hoffte er das.

"Ja, er ist schon ziemlich selbstständig. Und weil unser Vater ständig weg ist, versucht er ihn so etwas zu entlasten." Es war Ayano eigentlich nicht sonderlich unangenehm, über ihre fehlendes Geld zu sprechen, hatte sie an ihrer alten Schule nie Probleme deswegen gehabt. Trotzdem wollte sie diese Sache nicht direkt ansprechen. Die Beiden würden sicher auch so verstehen, wie das gemeint war. Und Armut war zur Zeit ja leider etwas, was ziemlich verbreitet war. Viele hatten alles verloren, oder auch alles aufgegeben, um hier her zu kommen. Und trotz, oder gerade wegen der vielen Menschen hier in Napolia, gab ist nicht gerade Arbeit im Übermaß. Umso beeindruckter war sie davon, dass ihr Bruder einen Job bekommen hatte, auch wenn der eher mies bezahlt wurde.

Nur geschaut? Na ja, Ren gehörte wohl auch zu den Menschen, die sich unwohl in der Gegenwart von Infizierten fühlten. Wobei der Junge sich generell unwohl zu fühlen schien. Vielleicht hatte das auch etwas mit diesem Unfall zu tun? Bevor Ayano weiter darüber nachdenken konnte, fragte Ren sie nach Yuiko, also hatte er doch zugehört? Schnell schaute sich das Mädchen auf dem Schulhof um. Mit ihrem grünen Haar war Yuiko schon etwas auffällig, sehen konnte Ayano sie gerade trotzdem nicht. "Ich glaube nicht, aber sie taucht sicher gleich noch auf." Sie lächelte Ren kurz an und wurde dann etwas ernster. "Müsst ihr jetzt schon los?" Da sie mittlerweile am Schultor angekommen waren, schienen die beiden es doch etwas eilig zu haben. Zumindest war es nicht sonderlich praktisch, mitten davor stehen zu bleiben.

Scheinbar schienen sie nicht nur wenig Geld zu haben, sondern zudem schienen die Kinder auch ziemlich auf sich alleine gestellt zu sein. Und trotzdem war Ayano eine so unglaublich fröhliche Person, wirklich bewundernswert. Vielleicht war sie aber auch nur einfach sehr naiv? Wie auch immer, Ren hatte es gerade geschafft, sie von sich abzulenken und wieder auf ihre Schwester zu bringen. Auch wenn es Luca schon irgendwie interessiert hätte, wie sie zu den Vampiren stand. So unbekümmert, wie sie eben gewirkt hatte, gehörte sie wohl kaum zu den Rebellen, aber gerade das war es ja, was sie eigentlich suchten. Natürlich hatte er auch kein Problem, sich mit anderen Leuten anzufreunden, aber über einen Austausch mit Gleichgesinnten würde sich Luca doch mehr freuen, zumal man diese dann auch eher mit seiner Freizeitgestaltung verbinden konnte.

Aber gut, darüber konnte er sich auch noch morgen Gedanken machen. "Ja, ich glaube unser Bus fährt gleich." Bis in die Innenstadt war es von der Schule aus schon eine kleine Strecke. Und bei diesen Temperaturen bevorzugte Luca dann doch lieber den Bus, auch wenn er sich über die Zeiten gar nicht so klar war. "War auf jeden Fall nett dich kennen zu lernen. Ich schätze wir sehen uns morgen dann wieder?" Er schenkte ihr kurz ein Lächeln und wartete dann darauf, dass auch Ren bereit zum Gehen war.

Luca wollte also mit dem Bus fahren? Dann sollten sie sich vielleicht wirklich beeilen, Ren hatte keine Lust sich den Hintern abzufrieren, wenn sie diesen verpassten. "Also, dann hoff ich mal, dass du nicht mehr allzu langen warten musst." Ren schaute das Mädchen nochmal kurz, ohne sonderliche Mimik an und verabschiedete sich dann ebenfalls von ihr. Zusammen mit Luca machte er sich auf den Weg zur Bushaltestelle, die nicht allzu weit von der Schule entfernt war. Einerseits war es erleichternd, die Schule endlich hinter sich zu lassen, andererseits war der Junge genauso aufgeregt darüber, gleich in einen Bus voller Leute zu steigen und damit in die Innenstadt zu fahren, wo trotz des Tages und der Uhrzeit wohl so einiges los war.

Tatsächlich mussten sie nur wenige Minuten warten, bis der nächste Bus in die Innenstadt fuhr. Es war verdammt viel los und so bekamen sie auch keinen Platz mehr. Aber nach nur ein paar weiteren Minuten konnten sie wieder aussteigen, selbst zu Fuß hätten sie die Strecke locker geschafft. Aber so war es doch etwas angenehmer. Der Bus hielt ziemlich genau vor dem großen Einkaufszentrum der Stadt. Eigentlich der perfekte Ort um ihren Ausflug zu starten, was auch immer Luca geplant hatte.

[Luca und Ren gt: Neustadt, Einkaufszentrum]

[Shinya cf: Hochschule, Lehrraum 4]

Als Shinya auf dem Schulhof ankam, war der erste Ansturm wohl schon vorüber. Gut für ihn, da er somit einen besseren Überblick hatte. Und tatsächlich entdeckte er sehr schnell die bunten Haare Ayanos. Sie stand in der Nähe des Schultors und schien zu warten.
"Hey, ich hatte ja schon fast erwartet, dass du bereits nach Hause bist." Begrüßte er sie neckend und schaute sich dann noch einmal kurz um. "Yuiko ist immer noch nicht da?" Wo blieb sie denn nur? Klar, er machte sich vermutlich nur wieder unnötige Sorgen, aber so war er nun einmal. Immerhin hatte er auch die Verantwortung für die beiden.

Eigentlich hatte ihr ja aber nichts passieren können, dann hätten sie sicherlich irgendwie davon erfahren. Also blieb ihnen einfach nur warten. Vermutlich ließ sich Yuiko, im Vergleich zu Shinya, der sich wirklich beeilt hatte, einfach nur Zeit und würde jeden Augenblick auftauchen.

Ayano hatte sich wieder etwas vom Schultor entfernt, um in Ruhe warten zu können. Schließlich tauchte Shinya auf, der sie erst einmal mit einer Frechheit begrüßte. "Wieso sollte ich abhauen, wenn ich auf Yuiko warten soll? Aber keine Angst, wär sie schon hier gewesen, wär ich jetzt nicht mehr da." Sie streckte ihrem Bruder kurz die Zunge heraus und verschränkte dann ihre Arme vor der Brust. "Mein erster Schultag war übrigens Klasse, hab super nette Leute kennen gelernt. Danke der Nachfrage." Sie war natürlich nicht wirklich böse mit ihrem Bruder. Trotzdem verärgerte es Ayano etwas, dass er sich scheinbar nur für Yuiko interessierte, er hätte ruhig mal fragen können, wie es ihr geht.

"Kommst du jetzt mit uns nach Hause?", fragte Ayano dann etwas ernster. Sie ging zwar stark davon aus, aber möglicherweise hatte ihr Bruder ja auch andere Pläne, aber wenn er schon hier war. An seiner Stelle hätte sich das Mädchen noch mal eine ordentliche Mütze Schlaf gegönnt, denn das war etwas, was er in Zukunft wohl nicht allzu viel bekommen würde. Shinya war schon ein klasse Kerl, auch wenn er ihr manchmal ziemlich auf die Nerven gehen konnte.

[Yuiko cf: Hochschule, Lehrraum 1]

Als Yuiko auf den Schulhof trat, kuschelte sie sich erst einmal etwas enger in ihre Jacke. Es war unglaublich kalt geworden. Danach blieb sie kurz stehen, um sich besser umzuschauen. Sie hatten keinen wirklichen Treffpunkt aufgemacht, aber eigentlich war es relativ einfach, Ayano ausfindig zu machen. Und tatsächlich entdeckte sie ihre große Schwester recht schnell beim Schultor. Und Shinya war auch schon bei ihr, hatte sie wirklich so getrödelt? Am besten machte sie sich schnell zu den beiden auf.

Bei ihnen angekommen, musste Yuiko erst einmal tief durchatmen, was in ihren Lungen brannte. Sie war doch etwas schneller als nötig gelaufen. "Hallo, tut mir leid, dass ich so lang gebraucht hab", entschuldigte sie sich schnell, obwohl sie eigentlich nichts falsch gemacht hatte. Sie konnte gerade noch Ayanos Frage hören, ob Shinya mit ihnen nach Hause kam. Nun schaute auch sie ihn mit großen Augen an. "Du kommst doch mit, Bruder. Oder?" Sie würde sich wirklich freuen. Nicht dass sie etwas gegen Ayano hatte, so mochte es nur, wenn sie alle zusammen waren und scheinbar würde ihr Bruder in nächster Zeit nicht mehr so viel da sein. Yuiko fand es schon schlimm genug, dass ihr Vater dauernd weg war.

Entschuldigend lächelte er Ayano an, nachdem sie ihm ungefragt von ihrem Tag erzählt hatte. "Tut mir leid. Du hast sie kennen gelernt, oder du hast sie verschreckt?", fragte er schließlich noch nach, da er wusste, dass das Mädchen darauf hinaus wollte. Ayano war jetzt zwar schon älter, dass hieß aber nicht, dass er sich nun nur noch um Yuiko kümmern musste, und vernachlässigen sollte er seine Schwester deswegen schon gar nicht. Und kaum war er mit seinen Gedanken nur für einen kurzen Moment abgelenkt, taucht auch schon die jüngere Schwester auf. "Keine Angst, wir warten noch nicht lange", beruhigte er Yuiko schnell, da sie sich tatsächlich entschuldigte, das war mal wieder typisch für sie.

Und ehe er noch etwas weiteres sagen konnte, fragten sie ihn beide, ob er mit nach Hause kam. "Deswegen bin ich eigentlich hier. Ich hab noch ein paar Stunden, auch wenn ich durch den Umweg nicht lange zu Hause bleiben kann, kann ich euch doch begleiten." Der Supermarkt lag leider in einem ganz anderen Bezirk als ihre Wohnung. Von der Schule aus hatte er es nicht allzu weit zu seinem Job, aber wenn er nach Hause fuhr, fuhr Shinya quasi in die entgegengesetzte Richtung. Aber das war definitiv besser, als dann noch ewig im Markt herumzuhängen und zu warten, dass seine Schicht begann.

"Wieso verschreckt? Wir verstehen uns super, klar?" Na gut, die beiden waren zwar relativ schnell verschwunden, aber immerhin mussten sie ihren Bus bekommen. Ayano hätte ihren Bruder auch gefragt, ob er schon Kontakte geknüpft hatte, aber in dem Moment tauchte Yuiko auf und entschuldigte sich erst einmal. Sie war manchmal wirklich einfach nur süß. Als Shinya dann von seinem Vorhaben sprach, runzelte das Mädchen kurz die Stirn. Daran hatte sie gar nicht gedacht. Von ihrer Wohnung war es eine gute Stunde zu dem Supermarkt, und die Busse bei ihnen fuhren wirklich bescheiden, so dass er gerade mal ein, zwei Stunden dort bleiben konnte. Letztendlich war es seine Entscheidung, wenn er sich den Stress machen wollte, aber Ayano teilte ihm trotzdem ihre Gedanken mit.

"Sicher, dass du das so machen magst? Das ist doch total stressig. Klar, ich würde mich freuen, wenn du mit kommst und Yuiko sowieso. Aber ich kanns auch total verstehen, wenn du lieber gleich dahin fährst. Ich werde das mit dem Mittagessen auch alleine hinbekommen." Zudem war sich Ayano ziemlich sicher, dass Shinya die vielen Stunden mit Leichtigkeit totschlagen würde. Aber so stur wie er war, würde er wohl trotzdem mitkommen. Letztendlich hatte sie auch nur ihre Gedanken teilen und Shinya nochmal klarmachen, dass er nicht mitkommen musste, weil er sich für sie verantwortlich fühlte, wollen.