Schulhof

das Eingangsposting lautete :

Ein großer Schulhof mit einer alten Eiche in der Mitte. Um den Baum stehen Bänke auf denen man es sich im Sommer bequem machen kann. Der Hof ist mit Hecken und Sträuchern eingerahmt. Auch hier gibt es eine Vampir-Kamera, die hauptsächlich zum ausmachen fremder Infizierter, die nicht auf diese Schule gehen, dient.

[Selina cf: Hochschule, Lehrraum 4]

Selina ließ sich reichlich Zeit, während sie nach draußen ging. Seit sie dieses Leben angetreten hatte, gehörte einkaufen zu eine der unangenehmsten Sachen überhaupt. Zwar war es Infizierten netterweise erlaubt, sich Lebensmittel zu kaufen, aber alleine beim Betreten wurde man schon bestmöglich bloßgestellt, so dass einfach jeder sah, was man war. Eigentlich wäre das ja kein Problem, aber dementsprechend wurde man dann auch behandelt. Das Mädchen seufzte möglichst leise und trat dann nach draußen. Es war kalt, aber wirklich stören tat es sie nicht, das war wohl einer der Vorteile, den man als Infizierte hatte.

Als sie sich auf den Weg zum Schultor machte, um den nächsten Bus zu nehmen, viel ihr jemand im Augenwinkel auf, Shinya. Er war also noch hier, scheinbar hatte er sich mit den zwei Mädchen, die bei ihm standen, getroffen. Sie konnte die beiden nicht wirklich einordnen, aber das eine Mädchen schien wesentlich jünger zu sein, vielleicht seine Schwestern? Auch auf die Gefahr hin, vielleicht zu stören, immerhin unterhielten sie die drei gerade, entschloss sich Selina zu ihm zu gehen, und sich eben zu bedanken. So konnte sie ihr eigentliches Ziel immerhin noch etwas heraus zögern und musste sich gleichzeitig auch keinen Kopf mehr um morgen machen.

"Ähm hey, Shinya nicht wahr?", sprach sie ihn an, nachdem sie etwas näher gekommen war. Sie wartete kurz, um sicher zu sein, dass sie seine Aufmerksamkeit, und die der beiden Mädchen, hatte und niemanden mehr ins Wort fiel, ehe sie weiter sprach. "Ich wollte mich nur wegen vorhin bedanken. Ähm... danke." Na das hatte jetzt ja gar nicht bescheuert geklungen. Vielleicht hätte sie sich vorher etwas Gedanken über das, was sie sagen wollte, machen sollen, aber das ganze war nun auch etwas spontan gewesen. Hoffentlich hatte sie den Jungen nicht vollkommen falsch eingeschätzt.

Yuiko war froh, dass sie ihre Geschwister nicht zu lange hatte warten lassen, dann jedoch schaute sie zu Ayano, als diese meinte, dass es total umständlich für Shinya wäre, wenn er nun mit ihnen kommen würde. Sie würde sie zwar freuen, wenn er mit kam, aber wenn das für ihn nur umständlich war, dann würde sie es auch verstehen, wenn er gleich zu seinem Job fuhr. "Shinya, meinetwegen musst du dann auch nicht mitkommen, auch wenn ich dich gerne dabei habe." Sie lächelte ihn fröhlich an. "Wir schaffen das ganz sicher alleine, ich helfe Ayano auch beim Kochen." Yuiko half eigentlich immer beim Essen machen, aber, wie ihre Schwester auch, wollte das Mädchen Shinya zeigen, dass sie auch alleine zurecht kamen. Sie wusste ja, dass er sehr viel für sie tat.

Zu viel mehr kam Yuiko auch nicht, da auf einmal ein Mädchen, mit langen schwarzen Haare, zu ihnen kam und Shinya ansprach. Vermutlich war sie in seiner Klasse, zumindest kannte sie ja einen Namen. Sie bedankte sich bei ihm und Yuiko konnte nicht anders, als sie mit neugierigem Blick anzuschauen, vor allem was ihre Kleidung betraf. Es war verdammt kalt, doch sie trug so gut wie nichts und schien trotzdem nicht zu frieren. Eigentlich hätte das Mädchen doch frieren müssen, sie hätte das zumindest.

"Hey, ich bekomm ja das Gefühl, als ob ihr mich loswerden wollt", scherzte Shinya. Natürlich wusste er, wie seine Schwestern das meinten und das war auch total lieb von ihnen. Aber trotzdem wollte er wohl lieber die Zeit größtenteils mit ihnen verbringen und dafür dann eben sehr lange durch die Gegend fahren, als unnötig lange auf seiner Arbeit herum zu sitzen. Gerade als er ihnen das so mitteilen wollte, wurde er auf einmal von der Seite angesprochen. Überrascht musste Shinya feststellen, dass es sich dabei um Selina handelte, die sich tatsächlich bei ihm bedankte. Damit hätte er wirklich nicht gerechnet, vor allem auch, weil er ihren Blick vorhin nicht hatte deuten können. Aber scheinbar schien das ihr Standard Gesichtsausdruck zu sein, zumindest schaute sie nun ziemlich ähnlich.

"Ähm ja, kein Ding", sagte er schnell, da Selina wohl nicht wusste, was sie weiter sagen sollte. "Wie gesagt, ich mag einfach keine Ungerechtigkeit, ist schon in Ordnung." Er schenkte ihr ein kurzes Lächeln und musterte das Mädchen dann noch mal genauer. Sie hatte tatsächlich keine Jacke dabei, wie um alles in der Welt konnte ihr denn bitte nicht kalt sein? Aber scheinbar zitterte Selina kein Stück und schien auch sonst in keinster Weiße auf die Kälte zu reagieren. Ob das wohl einfach so bei Infizierten war? Aber die andere hatte doch auch dicke Sachen getragen.

Gerade wollte Ayano ihrem Bruder widersprechen, dass sie ihn loswerden wollten, als auf einmal ein Mädchen auftauchte und sich bei Shinya bedankte. Interessiert verfolgte sie ihr kurzes Gespräch, schaute dann abwechselnd zwischen den beiden hin und her und blieb schließlich bei Shinya hängen. "Bruderherz, du hast schon gleich Freundschaften geschlossen?" Sie grinste ihn breit an, ihr war klar, dass nur weil man jemandem half, nicht gleich mit der Person befreundet war. "Magst du uns nicht vorstellen?" Sie grinste und richtete ihren Blick schließlich auf das Schwarzhaarige Mädchen. "Hallo, mein Name ist Ayano, und das mit der Ungerechtigkeit hab ich ihm beigebracht", stellte sie sich selbst vor, bevor Shinya etwas machen konnte.

Ayano ging mal stark davon aus, dass dieses Mädchen bei ihrem Bruder in der Klasse war und scheinbar hatte er ihr geholfen, das war doch schon mal super. Sie würde es Shinya wirklich gönnen, wenn er sich mit diesem süßen Mädchen anfreunden konnte, also zeigte sie sich natürlich auch gleich von ihrer besten Seite. "Und das hier ist Yuiko, sie ist etwas schüchtern, aber total lieb", übernahm Ayano das Vorstellen schließlich ganz. Shinya war heute mal wieder nicht der Aufmerksamste, da konnte man mal ein wenig nachhelfen.

Erneut betonte Shinya, dass er das einfach nur getan hatte, weil ihn Ungerechtigkeit störte, aber so wie er sich verhielt, schien er auch nicht wirklich etwas gegen Infizierte zu haben. Doch ehe Selina noch irgendetwas sagen konnte, mischte sich das Mädchen mit den auffällig gefärbten Haaren ein. Sie stellte sich als Ayano für und nannte Shinya ihren Bruder, also war das andere Mädchen mit dem Namen Yuiko wohl auch seine Schwester. Etwas überfordert von dem plötzlichen Redeschwall des munteren Mädchens, brauchte Selina erst einmal einen Moment um sich wieder zu fangen. "Ah, freut mich euch kennen zu lernen, ich heiße Selina." Kurz wechselte ihr Blick zwischen Ayano und Shinya. "Ich hoffe, ich hab euch nicht gestört, ich geh dann auch mal wieder." Sie wollte sich nicht noch mehr aufzwingen, immerhin hatte sie sich bedankt und das war es gewesen, was sie hatte machen wollen.

Die drei hatten sicher besseres zu tun, als sich mit ihr abzugeben, auch wenn sich diese Ayano wirklich zu freuen schien. Aber eigentlich wollte Selina sie und sich selbst vor einer bösen Überraschung schützen. Auch wenn Ayano etwas von wegen, das mit der Ungerechtigkeit hätte Shinya von ihr, gesagt hatte. Eigentlich suchte sie ja auch nach Kämpfern, aber gerade fand sie das doch etwas unangebracht. Da sie anscheinend alle auf diese Schule gingen, würden sie sich auch garantiert mal wieder über den Weg laufen.

Natürlich musste sich Ayano sofort einmischen und Selina derartig bedrängen, so dass das Mädchen gleich wieder verschwinden wollte. "Ach tut mir leid, Ayano ist immer so", entschuldigte er sich und schaute kurz vorwurfsvoll zu seiner Schwester. Natürlich hatte Shinya keinen wirklichen Grund Selina aufzuhalten, sie mussten selbst schließlich auch mal langsam los, wenn sie ihren Bus noch bekommen wollten. "Und du hast nicht gestört, keine Sorge." Er lächelte das Mädchen kurz an. Sie schien sich wirklich Gedanken darum zu machen, trotzdem war sie extra noch mal zu ihm gekommen, um sich zu bedanken. Der Junge konnte sich nur vorstellen, wie sonst mit ihr umgegangen wurde, dass sie sich so sehr drüber freute, zumindest schätzte er das so ein, schließlich sah sie alles andere als freudig aus.

"Wir müssen jetzt auch los, du musst nicht zufällig zur Bushaltestelle?" Wenn sie sowieso schon hier war, konnte Selina doch auch mit ihnen gehen. Auch wenn sie auf den ersten Blick etwas abweisend wirkte, schien sie doch ganz nett zu sein. Ob sie seine Einladung aber annehmen würde, war eine ganz andere Frage, hatte sie gerade doch wieder möglichst schnell verschwinden wollen. Letztendlich würde er sie nicht zwingen und Shinya hoffte, dass Ayano es ebenso ihr überlassen würde, seine Schwester war da schon ein etwas anderes Kaliber.

Ayano erwiderte kurz Shinyas Blick, warum war er so gemein zu ihr? Sie entschloss sich, ihn einfach zu ignorieren. "Du willst schon gehen?", fragte sie das Mädchen. Wenn sie los musste, konnte Ayano natürlich nichts daran ändern, aber wenn sie auch zur Bushaltestelle musste, konnte sie doch wirklich mit ihnen gehen. Zumindest da hatte ihr Bruder mal einen guten Einfall gehabt. "Komm doch mit uns, du musst doch auch mit dem Bus fahren?" Ansonsten würde Selina keinen wirklichen Grund haben, es eilig zu haben. Ohne zu wissen, ob sie richtig vermutete, und ohne Selina antworten zu lassen, sprach Ayano auch schon weiter. "Du fährst nicht zufällig in Richtung Supermarkt?"

Natürlich hatte sie Shinya nichts aufzwingen wollen, aber das war doch die Gelegenheit, ihm diesen Umweg zu ersparen und gleichzeitig dafür zu sorgen, dass er auch mal etwas mit anderen Leuten machte. Ayano hielt das für eine überaus gute Idee, auch wenn es letztendlich von den beiden abhing. Und die Wahrscheinlichkeit, dass Selina wirklich in diese Richtung musste, war noch wesentlich geringer, da sich so gut wie alle Wohnung in die andere Richtung befanden. Aber fragen schadete ja nichts.

"Ähm" Eigentlich hatte Selina sich gerade umdrehen und gehen wollen, doch nun fragten erst Shinya und dann auch noch seine Schwester, ob sie nicht mit ihnen gehen wollte? Und Ayano setzte auch noch einen oben drauf und wollte wohl wissen, ob sie in die selbe Richtung mussten, damit sie auch noch mit ihnen fahren konnte? Überrumpelt wie das Mädchen davon war, antwortete sie einfach nur auf die Frage, wohin sie musste. "Ähm doch, also eigentlich wollte ich gerade einkaufen gehen." Selina schaute kurz zu Shinya, der eben nicht so begeistert darüber gewesen war, dass seine Schwester so aufdringlich ihr gegenüber war. Ob es wirklich okay war, wenn sie bei ihnen blieb? Immerhin wusste er, was sie war, auch wenn er sie eben noch selbst gefragt hatte, ob sie sie nicht ein Stück begleiten wollte.

"Aber ich schätze mal ihr wollte nach Hause fahrn." Aber hätte Ayano nach so einer konkreten Richtung gefragt, wenn sie nicht selbst auf den Weg dahin waren? "Mit zur Haltestelle kann ich aber kommen, wenn ich darf", fügte sich schließlich noch hinzu. Wenn es wirklich in Ordnung war, hatte Selina nichts dagegen, immerhin genoss sie selbst auch gerne die Gesellschaft anderer. Neben Maria hatte sie aber schon länger keinen Kontakt zu anderen gehabt, vor allem nicht zu Menschen. Und wirklich täuschen tat sie sie ja auch nicht, immerhin wusste Shinya doch bescheid.

Was zur Hölle hatte Ayano vor, wollte sie ihn etwas immer noch los werden? Als ob Selina in diese Richtung wollte. Er wollte gerade seine Schwester dazu bringen, endlich ruhig zu sein, als Selina tatsächlich sagte, dass sie zum Supermarkt wollte. Na toll, jetzt würde Ayano gar nicht mehr aufhören. "Ayano, jetzt ist aber mal gut." Warum musste das Mädchen nur immer so sein? "Ich sagte doch schon, ich fahr lieber mit euch, mir macht das wirklich nichts aus. Und Selina will bestimmt auch nicht, dass ich mich so aufzwinge." Noch während er das sagte, schweiften Shinyas Gedanken etwas ab. Selina war doch eine Infizierte. Er arbeitete nun schon lange genug in dem Markt, um zu wissen, wie dort mit solchen Leuten umgegangen wurde. Es war sicher schon alleine unangenehm genug, da wollte sie mit Sicherheit keinen Jungen dabei haben, den sie heute erst kennen gelernt hatte.

Tatsächlich musste Shinya aber feststellen, dass er selbst überraschend wenig dagegen hatte, etwas Zeit mit dem Mädchen zu verbringen. Seit sie hergezogen waren, hatte er zwar etwas Zeit mit einigen seiner Arbeitskollegen verbracht, aber ansonsten war er nur mit seinen Geschwistern zusammen. Auch wenn er eigentlich damit gerechnet hatte, bis zu seinem Schulabschluss so gut wie keinen Kontakt zu anderen Leuten in seinem Alter zu haben, war diese neue Option nun überaus verlockend. Trotzdem würde er sich nicht einfach irgendwem aufzwingen, und schon gar nicht, weil Ayano das so wollte.

"Ach Bruder, jetzt sei doch nicht so." Mit einer wegwerfenden Handbewegung wandte sich Ayano von Shinya ab und konzentrierte sich stattdessen auf Selina, die tatsächlich einlaufen gehen wollte. "Hör zu Selina", begann sie dem Mädchen alles zu erklären. "Mein Bruder hat einen Job im Supermarkt, weil jetzt die Schule aber schon aus ist, will er mit uns nach Hause fahren. Im Endeffekt ist er dann aber mehr am rumfahren, als wirklich Zeit zu Hause zu haben, weil wir so weit vom Markt weg wohnen. Er hat schon so viel um die Ohren und ich will nicht, dass er sich unsertwegen noch übernimmt." Eigentlich ging es Ayano mittlerweile viel mehr darum, dass Shinya etwas Kontakte mit anderen knüpfte, als dass er sich die ganze Fahrerei ersparte. Er war schließlich alt genug um das für sich zu entscheiden.

Aber seine Sozialkontakte wegen seiner Schwestern schleifen zu lassen ging ja mal gar nicht. "Deswegen, hättest du etwas dagegen, ihn mit zu nehmen? Er kann dir auch beim Einkaufen helfen und ihr könnt euch besser kennen lernen." Sie strahlte Selina geradezu an, während sie Shinya immer noch keines Blickes würdigte. Wenn das hier gut ging, würde er ihr später schon noch dankbar sein. Dann müsste sich Ayano zwar definitiv um das Mittagessen kümmern, aber mittlerweile wie sie ja auch alt genug um das alleine hin zu bekommen. Was sie nicht alles für ihren Bruder tat, der sollte gefälligst nicht so undankbar sein.

Zweifeln schaute Selina zu dem Jungen, Shinya schien doch nach Hause zu wollen, warum zwang ihn seine Schwester so. Okay, Ayano hatte ihr gerade gesagt, warum, aber trotzdem, wenn Shinya doch nicht wollte. Etwas überrascht darüber, dass Shinya schon einen Job hatte, war Selina aber trotzdem. "Dagegen hätte ich nichts", antwortete Selina schließlich. Wenn Shinya in dem Supermarkt arbeitete, wusste er ja sowieso, was da vor sich ging, auch wenn sie sich fragte, wie er das mit seinem Gerechtigkeitssinn vereinbaren konnte. "Aber es ist doch Shinyas Entscheidung, wo er jetzt hin will, du solltest ihn nicht zu etwas zwingen." Einen Moment fragte sich das Mädchen, ob es vielleicht zu viel gesagt hatte?

Sie wollte weder Ayano belehren, noch über Shinya reden, als wäre er nicht da. Eigentlich hatte sie sich doch nur kurz bedanken wollen, warum war das jetzt so ausgeartet? Klar, etwas Gesellschaft war immer klasse, aber sie wollte sicherlich niemanden irgendwelche Unannehmlichkeiten bereiten. Und noch weniger wollte sie für irgendeinen Streit zwischen den Geschwistern verantwortlich sein, zu dem sich dieses Gespräch gerade wohl zu entwickeln begann. So einfach gehen wollte Selina jetzt aber auch nicht mehr, immerhin würden sie sich an der Haltestelle sowieso wieder sehen und das wäre sicher genauso seltsam.

Ayano war wirklich unverbesserlich, was genau wollte seine Schwester damit bezwecken? Sie war doch wohl nicht etwa auf die irre Idee gekommen, ihn verkuppeln zu wollen? Zuzutrauen wäre es dem Mädchen ja. Aber seit Selina aufgetaucht war, wollte sie wirklich, dass Shinya nicht mit nach Hause kam, also musste es wohl an dem Mädchen liegen. Aber selbst wenn er Ayano jetzt nicht nachgab, würde sie ihm wohl noch den restlichen Tag die Ohren vollheulen. Genau das war es, was er an dem Mädchen nicht ausstehen konnte. Als Selina dann sagte, sie hätte nichts dagegen, war sein Entschluss eigentlich schon gefasst. Wenn er ihr dann doch auf die Nerven ging, konnten sie sich immer noch trennen.

"Okay, Ayano. Ich erwarte aber von dir, dass du nicht nur kochst, sondern danach auf wieder sauber machst. Und nicht die ganze Arbeit an Yuiko geben, ich werde sie fragen." Er warf ihr einen halb warnenden und halb genervten Blick zu, tätschelte dann noch kurz Yuikos Kopf und wendete sich dann Selina zu. "Ich hoffe das ist wirklich okay. Lass uns gehen, der Bus fährt gleich." Shinya schaut das Mädchen nur kurz an, ehe er los ging. Man, das war super unangenehm. Seine Schwestern hatten noch etwas Zeit, bis ihr Bus kam, ob sie nun mitkamen oder nicht, war dem Jungen relativ egal. Ein bisschen genervt war er schon von Ayano, und dass er ihr klein bei gegeben hatte.

Dass Selina sich nun auch noch auf Shinyas Seite schlug war zwar schön und gut, aber der Junge schien wohl bereits aufgegeben zu haben, zumindest stimmte er auf einmal doch zu. Mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht hörte Ayano zu, was er ihr zu sagen hatte. "Jawohl", sagte sie nur, ehe sich Shinya einfach umdrehte und ging. Jetzt hatte sie sich freiwillig einiges an Arbeit aufgehalst, aber Shinya hatte schon so viel für sie getan, da war Ayano das ihrem Bruder nun schuldig. "Habt schön Spaß", rief sie ihnen noch hinterher und drehte sich dann zu Yuiko um, die die ganze Zeit nur ruhig daneben gestanden hatte.

"Ist alles okay?", fragte sie, ohne sich wirklich Sorgen um das Mädchen zu machen. Hoffentlich war Yuiko nicht böse, dass Shinya nun doch nicht mit ihnen kam. Aber eben hatte sie ihm ja noch gesagt, dass es für sie auch in Ordnung war, wenn er nicht mit kam. "Na komm, wir sollten auch los gehen, den Bus zu verpassen wär gar nicht gut." Ihr Bus fuhr nur jede Stunde, und laufen wollte Ayano bestimmt nicht. Sie würden sich den Hintern abfrieren, oder müssten zurück in die Schule, was genauso uncool war.

Etwas verwirrt schaute Yuiko Shinya hinterher, als dieser plötzlich wohl doch schon zum Supermarkt fahren wollte. Danach schaute sie zu Ayano, die sie gerade ansprach. "Willst du nicht, dass Shinya mit uns kommt?" Zwar hatte sie schon vorher gesagt, dass es ihr um Shinyas Wohl ging, aber gerade war Ayano doch ziemlich aufdringlich gewesen. Und Yuiko merkte, dass sie doch enttäuschter war, als sie gedacht hatte, dass Shinya nun doch nicht mit ihnen kam. "Mit uns hätte er doch auch Spaß haben können", fügte das Mädchen hinzu und schaute dann noch mal ihrem Bruder hinterher, der mittlerweile durch das Tor verschwunden war. Hoffentlich kam er bald wieder zurück.

Als Ayano und sie auch losgegangen waren, musste sie seine Schwester aber doch etwas fragen. "Hast du gesehen, wie wenig diese Selina an hatte? Es ist doch total kalt, ich würde nie so raus gehen." Mal davon abgesehen, dass Shinya ihr das auch niemals erlauben würde. Vielleicht hatte Selina ja keine Geschwister, die sich so sehr um sie kümmerten. Aber trotzdem musste ihr doch kalt sein. Vielleicht hatte sie auch wie sie selbst nicht sehr viel Geld und konnte sich deswegen nichts wärmeres leisten. "Meinst du, wir sollten ihr etwas von unseren Sachen geben?" Sie hatten selbst nicht sehr viel, aber Yuiko wollte nicht, dass irgendwer frieren musste, vor allem nicht so ein nettes Mädchen.

Und auf einmal hatte Shinya seine Meinung geändert und wollte doch mit Selina mitgehen. Etwas überfordert brachte sie nur ein leises "Okay" heraus und folgte dem Jungen dann zur Haltestelle. Der Bus kam glücklicherweise ziemlich schnell, so dass sie nicht warten musste, trotzdem war es total seltsam, sie wussten bis auf ihre Namen schließlich nichts voneinander. Als sie im Bus dann nebeneinander saßen musste Selina einfach etwas sagen, um dieses peinliche Schweigen zu brechen. "Also tut mir leid, dass ich dich irgendwie in diese Situation gebracht habe, ich hätte dich wirklich nicht ansprechen sollen", entschuldigte sie sich. Auch wenn das alles eher von Ayano ausgegangen war, so gab sich Selina doch selbst die Schuld daran.

Sie war sich nicht sicher, ob Shinya wirklich damit einverstanden war. Immerhin hatte sie die letzte Zeit einiges miterlebt, was Menschen anbelangte. Es würde sie also nicht wundern, wenn der Junge sogar angst vor ihr hatte und eigentlich gar nichts mit ihr zu tun haben wollte, auch wenn sie sich natürlich freuen würde, wenn es doch so war. "Du musst natürlich nicht mitkommen, wenn du nicht willst." Vielleicht machte sich Selina gerade auch nur lächerlich und der Junge hatte das überhaupt nicht vor, und hatte die Chance nur genutzt um von seinen Schwestern weg zu kommen. Wenn es so wäre, hätte sie Shinya aber vollkommen falsch eingeschätzt.

Als sie schließlich im Bus saßen, war Shinya gerade am überlegen, was er sagen sollte. Er hatte Selina mit Sicherheit überrumpelt, am besten entschuldigte er sich erst einmal, und fragte dann noch einmal nach, ob das wirklich für sie in Ordnung war. Doch da entschuldigte sich Selina bereits, was ihm gleich noch etwas unangenehmer war. "Du brauchst dich doch nicht entschuldigen", versuchte er sie sogleich zu beruhigen. "Eher muss ich mich für meine Schwester entschuldigen. Ich weiß nicht, was ihr heute schon wieder durch den Kopf ging." Er hoffte wirklich, dass Ayano auf sich selbst und ihre Schwester aufpassen konnte. "Es war schon okay, dass du mich angesprochen hast, ich hab mich wirklich gefreut." Immerhin war er sich vorher gar nicht sicher gewesen, ob er sich durch sein Einmischen falsch verhalten hatte.

"Aber ich habe fast das Gefühl, als wär es dir doch nicht so recht, wenn ich mitkomme?" Oder war es Selina selbst nur genauso unangenehm, wie ihm? "Wenn du nichts dagegen hast würde ich dich gerne kennen lernen. Ayano hat schon Recht, durch den ganzen Stress den ich in letzter Zeit hatte, habe ich mich gar nicht mehr um mich selbst gekümmert." Etwas verlegen lächelte er Selina an. Kurz fragte er sich, ob das so eine gute Idee war, war sie trotz allem eine Infizierte, vor denen momentan scheinbar die ganze Welt erzitterte. Andererseits wäre sie wohl kaum in die Schule gelassen worden, wenn sie ein böser Mensch war, weswegen er diesen kleinen Zweifel schnell wieder zur Seite schob.

Es erleichterte Selina ungemein, dass Shinya ihr scheinbar keine Schuld zu geben schien. Stattdessen bedankte er sich sogar irgendwie bei ihr, was sie doch etwas überraschte. Schließlich schien er sie aber falsch zu verstehen, was ihre letzte Aussage betraf. Sie schienen beide gerade etwas unsicher zu sein. "Du kannst wirklich mitkommen, wenn du willst", sagte sie leise, wären sie ihre Blick senkte. "Ich dachte nur, vielleicht magst du nichts mit jemanden... wie mir machen." Eigentlich war das gar nicht ihre Art, wollte Selina doch auch menschliche Freunde finden. Aber die letzte Zeit hatte sie wohl doch mehr verunsichert, als sie sich bewusst gewesen war. Für Shinya schien das aber eine willkommene Abwechslung zu sein. Was er wohl durchgemacht hatte, ob seine Familie und er auch gerade erst nach Napolia gezogen waren?

"Wie kommt es, dass du schon arbeitest?", fragte sie schließlich. Ihren Blick hatte Selina wieder gehoben, auch wenn sie es vermied Blickkontakt herzustellen. Sie war nicht scharf darauf, aus versehen Shinyas Gedanken zu lesen. Sie hatte ihre Fähigkeiten noch nicht sehr lange und wusste noch nicht so recht, wie gut sie sie kontrollieren konnte. Maria hatte ihr zwar gesagt, dass es möglich war, das Gedankenlesen zu stoppen, aber das Mädchen bezweifelte, dass sie dies schon konnte. Obwohl die Atmosphäre nun nicht mehr ganz so angespannt war, hatte Selina immer noch Angst, etwas falsches zu sagen, weshalb sie es erst einmal bei dieser einen Frage beließ.

Nanu? Auf einmal schien Selina doch etwas traurig zu sein. Sie war definitiv keiner dieser Infizierten, mit denen die Medien einem Angst machen wollte. Vielleicht hätte er etwas dazu sagen sollen, aber alles was Shinya einfiel klang in seinen Ohren einfach nicht richtig. Glücklicher redete das Mädchen weiter, so dass er auch nicht weiter darauf einging. Scheinbar war es für sie beide in Ordnung, dass sie nun etwas Zeit gemeinsam verbringen würden, also war es wohl das beste sich erst einmal etwas kennen zu lernen. Und da Selina schon gefragt hatte, würde Shinya wohl damit beginnen, etwas über sich zu erzählen.

"Nach dem Tod meiner Mutter war mein Vater alleine mit uns drei und hat es die ganzen Jahre über irgendwie immer geschafft uns über die Runden zu bringen. Aber so, wie es momentan aussieht, wird selbst das schwierig. Da ich jetzt endlich 18 geworden bin, hab ich mir gleich, nachdem wir hierher gezogen sind, einen Job gesucht. Deshalb mach ich das." Er lächelte Selina schief an. Das war nun ziemlich offen gewesen, aber es war nicht seine Art, sich irgendwelche Lügen oder Ausreden einfallen zu lassen. Gerade als Shinya selbst eine Frage stellen wollte, kamen sie auch schon am Supermarkt an, das war wirklich schnell gegangen. "Hier müssen wir raus", sagte er noch schnell und war schon aufgestanden.

[Selina und Shinya gt: Neustadt, Parkplatz]

"Natürlich will ich Shinya nicht los werden, aber uns hat er doch schon ständig um sich. Er braucht auch mal ein paar andere Freunde", versuchte Ayano ihrer kleinen Schwester ihre Beweggründe zu erklären. Ob Yuiko die aber verstand, war eine andere Sache. Bei ihren nächsten Worten musste Ayano aber doch kurz lachen. "Du bist wirklich die süßeste Schwester, die man haben kann. Weißt du das?" Wie konnte ein Mensch nur so lieb sein? Yuiko hatte schon selbst nicht sehr viel und trotzdem wollte sie noch mit anderen teilen. Warum Selina so wenig an hatte, konnte sie jedoch nicht sagen. "Ich glaube nicht, dass es ihr an Geld mangelt", sagte sie schließlich etwas ernster. Dafür war ihre Kleidung viel zu pfleglich gewesen. "Vielleicht hat sie einfach einen verdammt guten Kreislauf, oder so." Am besten wäre es, Selina einfach direkt zu fragen.

"Jetzt müssen wir aber wirklich los, ja?" Sie nahm Yuiko bei der Hand und ging mit ihr zur Haltestelle. Ihr Bus war zwar noch nicht da, aber sie mussten auch nicht sehr lange auf ihn warten. Scheinbar wollten sehr viele Schüler mit ihm fahren, so dass sie sich mit einem Stehplatz begnügen mussten. Dafür konnten sie aber endlich nach Hause, wo es nicht mehr ganz so kalt war. Und dann musste sie sich erst mal um alle möglichen Hausarbeiten kümmern, die bisher immer Shinya übernommen hatte. "Was magst du denn essen?", fragte Ayano schon einmal, als sie nicht mehr weit von ihrer Haltestelle entfernt waren. Wie sie Yuiko kannte, würde es wohl auf Nudeln oder Pizza hinaus laufen.

[Yuiko und Ayano gt: Neustadt, Wohnung der Familie Kuza]

[Shinya, Yuiko & Ayano cf: Napolia Neustadt, Straßen der Neustadt]

Ayano verbrachte die halbe Busfahrt tatsächlich damit, darüber nachzudenken, warum sie sich um die Festung kümmern sollte, wenn die anderen beiden sich mit einem Schneemann begnügten. Und auch wenn ihr klar war, dass Shinya nur einen Scherz gemacht hatte, so musste sie sich vorstellen, wie diese Festung aussehen würde. Damit würde sie auf jeden Fall jede Schneeballschlacht gewinnen. Sie sprach nicht mit den anderen beiden, die eine Sitzreihe vor ihr saßen, bis sie an der Schule ankamen und wieder ausstiegen. Ein bisschen enttäuscht war sie schon, als sie den Schulhof vor sich erblickte. Er war zwar ausnahmslos mit Schnee bedeckt, doch die Schicht war nicht ansatzweise so hoch, wie an anderen Stellen. Außerdem war der Weg zum Schulgebäude bereits so zertrampelt, dass beinahe schon wieder der Boden zu sehen war. "Das wird wohl nichts mit der Festung", merkte das Mädchen an, ohne seinen Blick von dem Schulhof zu lösen. Selbst mit einem Schneemann könnte es knapp werden, wenn es tatsächlich zu einer Massenschneeballschlacht kommen würde. Schade eigentlich.

Auf dem Schulhof lag nicht ganz so viel Schnee, wie Yuiko vermutet hatte. Doch in ihren Augen reichte es vollkommen, für einen Schneemann. Ayano schien jedoch anderer Meinung zu sein. "Dann lassen wir die Festung weg, die braucht er schließlich auch gar nicht", wandte sie sich sogleich in entschlossenem Tonfall an ihre Schwester. "Er ist doch selbst aus Schnee, was soll da schon passieren?" Das Mädchen rannte einige Schritte vor in den Schnee und konnte nicht anders, als sich zu freuen. Das Knirschen unter ihren Schuhen brachte sie dazu, immer weiter zu laufen, wobei sie sich mehrfach im Kreis drehte, um sich nicht zu weit von ihren Geschwistern zu entfernen. Es dauerte noch etwas, bis die erste Stunde beginnen würde, weswegen sie voller Freude zu den beiden zurückkehrte. "Lasst uns doch jetzt schon anfangen", forderte sie die beiden motiviert auf. Tatsächlich war sie nicht die einzige, die diese Idee hatte. Während sie sich umschaute, entdeckte sie mindestens zwei andere Gruppen an Schülern, die ebenfalls etwas aus dem Schnee bauten. Ohne auf die Antwort ihrer Geschwister zu warten, schaute sich Yuiko bereits nach einer geeigneten Stelle um.

Auch wenn der Schnee auf dem Schulhof nicht ganz so üppig ausfiel, so würde er doch genügen, um etwas daraus zu bauen. Die Motivation, mit der Yuiko an die Sache heranging, überraschte den Jungen aber doch etwas. Es war offensichtlich, dass sie sich über den Schnee freute, so dass er ihr diesen Wunsch kaum abschlagen konnte. Auch wenn er sich gerade lieber ins warme setzen und sich etwas ausruhen würde. Er war nicht erschöpft, sondern einfach noch müde. Andererseits würde die Kälte ihn ja aber vielleicht wach bekommen. "Dann zeig mal, wo du ihn bauen willst, Yuiko." Mit diesen Worten folgte er dem Mädchen, wobei er seine Hände tiefer in die Taschen seiner Jacke seckte. Der Gedanke, dass er sie gleich in den kalten Schnee stecken sollte, gefiel dem Jungen so gar nicht. Warum war er nur auf einmal so verfroren? Während sie so über den Schulhof gingen, ließ Shinya seinen Blick über eben jenen schweifen. Er suchte nach nichts bestimmten, zumindest redete er sich das ein. In Wirklichkeit hoffte er wohl aber, jemand ganz bestimmten sehen zu können.

Es wunderte Ayano nicht sonderlich, dass Yuiko sich keine große Mühe machen musste, um Shinya zu überreden. Manchmal wünschte sie sich, dass sie den Jungen genau so einfach um den Finger wickeln könnte. Aber dafür müsste sie vermutlich dann auch genau so unschuldig schauen können. Ein schiefes Grinsen legte sich auf die Lippen des Mädchens, während sie ihren Geschwistern folgte. Wie erwartete führte Yuiko zum Rand des Schulgeländes, wo sich nicht nur keine Spuren im Schnee befanden, sondern dieser auf deutlich höher lag. Ein bisschen stolz war Ayano schon auf ihre kleine Schwester, dass sie diesen Platz so zielsicher gefunden hatte. "Das ist doch perfekt", merkte Ayano an, als sie stehen blieben. "Hier wird uns auch niemand so schnell stören." Höchstens die Schulglocke, doch bis zum Beginn der ersten Stunde hatten sie noch etwas Zeit. "Okay. Ich mache den untersten Ball. Er muss nicht nur der größte, sondern auch der stabilste sein. Genau die richtige Aufgabe für mich", begann Ayano aufzuteilen. "Shinya, du machst den mittleren. Er muss besonders genau sein, damit er sowohl auf dem unteren hält, wie auch einen guten Halt für den Kopf gibt. Und den Kopf übernimmt Ayano. Er ist zwar das kleinste Teil, doch er muss besonders hübsch gearbeitet werden, immerhin wird er das Gesicht, das später jeder sehen wird." Dabei schaute sie ihre Schwester mit vielsagendem Blick an.

Yuiko freute sich, dass Ayano ihre auserkorene Stelle als gut empfand. Es überraschte sie selbst etwas, wie viel Schnee hier im Vergleich zum restlichen Schulhof lag. Dabei hatte sie sich nur einen Platz möglichst weit weg von den ganzen Schülern ausgesucht. Während sie sich hier noch nach einer geeigneten Stelle für den Schneemann umschaute, begann Ayano bereits die Aufgaben zu verteilen. Erst war sie etwas enttäuscht, da sie lieber den größten Ball geformt hätte, schließlich machte das mit am meisten Spaß. Doch als Ayano ihr erklärte, wie wichtig die Aufgabe war, den Kopf zu formen, nickte das Mädchen entschlossen. "Ich werde den schönsten und anschaulichsten Kopf überhaupt machen." Mit diesen Worten stürmte Yuiko beinahe los, um einen Schneeball zu formen. Sie hatte keine Handschuhe an, so dass ihre Finger sofort eiskalt wurden. Mit den bloßen Händen ging es aber immer noch am besten. Während sie begann ihren Ball größer zu rollen, musste das Mädchen feststellen, dass es gar nicht so einfach war, eine schöne runde Kugel hinzubekommen. Gleichzeitig musste sie aber auch darauf achten, dass der Ball nicht zu groß wurde, schließlich musste er als der kleinste von alle ganz oben auf den Schneemann. Dies bedeute im Umkehrschluss aber, dass sie nicht ganz so viel Spielraum dabei hatte, die Form mit zusätzlichem Schnee nachzubessern.

Nach Ayanos Aufgabenverteilung rannte Yuiko sofort los, um mit dem Kopf zu beginnen. Shinya schaute ihr kurz hinterher, ehe er sich zu Ayano drehte. "Wir wollen nur einen Schneemann bauen und keine flugtüchtige Rakete", merkte er an. Ayano übertrieb es in seinen Augen etwas mit der Genauigkeit. Und wenn alle Bälle am Ende gleich groß waren, würden sie dennoch einen Schneemann bekommen. Trotzdem konnte der Junge nicht anders, als leicht zu lächeln. Sein Blick war wieder zu Yuiko geschweift und sie schien wirklich glücklich mit ihrer Aufgabe. "Ich wünschte, ich wäre auch so schnell zu begeistern." Er schüttelte leicht den Kopf und ließ dann erneut seinen Blick über den Schulhof schweifen. Vielleicht würde es alles etwas einfacher machen. Doch er hatte zu viel Verantwortung für seine Schwestern, als dass er sich so einfach von seinen Gefühlen leiten lassen konnte. Während er still in sich hineinseufzte stellte der Junge fest, dass sich der Schulhof wieder etwas geleert hatte. Zwar strömten immer noch Schüler auf den Hof, doch die meisten verschwanden sofort im Inneren des Gebäudes. Er konnte sich kaum vorstellen, dass es an der Kälte lag. An ihrer alten Schule wäre mindestens die Hälfte der gesamten Schülerschaft draußen geblieben, um sich in dem kalten Weiß zu amüsieren. Doch was war hier anders? Sofort kamen ihm die Infizierten in den Kopf. Konnte das sein? Hatte das Wissen um ihre Existenz so viel geändert? Lebten nun alle so sehr in Angst, dass sie vergessen hatten, wie man einfach nur Spaß hatte? Ein wenig traurig machte dieser Gedanke Shinya schon. Er konnte einfach nur hoffen, dass er sich irrte.