Selina hatte zwar gefragt, aber mit einer so ehrlichen Antwort hatte sie dann doch nicht gerechnet. Wie alt er wohl gewesen war, als seine Mutter gestorben war? Shinya hatte das so trocken erzählt, als würde es ihn gar nicht berühren, so dass Selina es vollkommen verpasste, ihm ihr Beileid auszusprechen. Und ehe sie das nachholen konnte, mussten sie auch schon aussteigen, was erst einmal ihr Gespräch unterbrach. Der Bus hielt direkt an dem Parkplatz, der zu dem Supermarkt gehörte. Am liebsten würde sich das Mädchen noch etwas Zeit mit dem Reingehen lassen, weshalb sie auch nicht sonderlich schnell ging.
"Wie lange lebt ihr denn schon hier?", fragte Selina weiter, um das Gespräch erneut aufzunehmen. Jetzt noch Beileid zu wünschen kam ihr irgendwie seltsam vor, den Moment hatte sie verpasst. "Meine Pflegemutter und ich sind auch erst vor ein paar Wochen hergekommen, wir leben allerdings in Kovor." Auch wenn es Shinya vielleicht nicht interessierte, so wollte sie den Jungen nicht nur ausfragen. Vermutlich kam Shinya aber auch um die gleiche Zeit hierher, wie verdammt viele andere Leute auch.
Shinya Rang 0
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Thema: Re: Parkplatz 07.10.16 2:59
Während sie langsam in Richtung Supermarkt gingen, scheinbar schien es Selina nicht sonderlich eilig zu haben, erzählte das Mädchen ein bisschen was über sich selbst. Sie hatte also eine Pflegemutter, ob sie wohl darüber sprechen wollte? Vielleicht war das bei Infizierten ja normal? Shinya wusste eigentlich gar nichts über sie, hatte es ihn doch nie wirklich interessiert. Außerdem war er ziemlich sicher, dass so etwas nicht zu dem gehörte, was man über die Medien oder in der Schule lernte. "Deine Pflegemutter?" Er fragte einfach, wenn sie über etwas nicht reden wollte, konnte sie das ja auch einfach sagen.
"Wir sind auch erst seit ein paar Wochen hier. Weil mein Vater auch seine alte Arbeit verloren hat, sind wir hierher gekommen. Es hieß hier sollte es sicher sein und eine Arbeit hat er auch wieder gefunden, na ja." Im Vergleich zu anderen Städten war Napolia schon recht sicher. Trotzdem war es nicht das, was versprochen worden war, und weswegen wohl auch die meisten hergekommen waren. Mittlerweile fühlte sich Shinya bei weitem nicht mehr so unsicher, aber als sie hier angekommen waren, war die Stadt ein reinstes Chaos gewesen. Aber Selina wusste das mit Sicherheit auch, wie sie wohl das alles wahrgenommen hatte? Sie musste sich sicher nicht ständig Sorgen um ihr Leben machen, oder?
Selina Rang 0
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Thema: Re: Parkplatz 07.10.16 5:17
Scheinbar schien Shinya wirklich an diesem Gespräch interessiert zu sein, was Selina umso mehr freute. "Ich bin in einem Waisenheim aufgewachsen. Irgendwann ist Maria einfach aufgetaucht und hat mich mitgenommen, seitdem lebe ich bei ihr." Auch wenn sie nicht lächelte, so hörte man trotzdem heraus, wie glücklich sie darüber war. Natürlich hatte sie sich, vor allem früher, oft gefragt, warum sie nicht bei ihren Eltern sein konnte, oder wer diese überhaupt waren. Aber letztendlich war sie zu dem Schluss gekommen, dass es keinen Sinn machte darüber nachzudenken und dass es gut war, so wie es gerade war. Maria war nicht nur eine Mutter für sie, je älter das Mädchen wurde, desto mehr wurde sie zu einer guten Freundin, einer Weggefährtin, die sie wohl noch lange begleiten würde.
Shinyas Familie war also auch eine von denen, die hergekommen waren, weil es hier sicher sein sollte. Und sicher wäre es das auch gewesen, wenn eben nicht gerade dieser Fakt auch viele Rebellen hergelockt hätte. "Ja, Maria und ich kamen auch her, um ein friedliches Leben führen zu können, aber die erste Zeit war ja eher das Gegenteil." Und wenn sie alleine daran dachte, was in der Altstadt vor sich ging, war es auch nicht wirklich besser geworden. Sie selbst ging dort nicht hin, aber trotzdem konnte sie sich nicht vorstellen, dass das so lange gut gehen würde. Wenn sie nur wüsste wie, Selina würde sofort dafür sorgen, dass dieser gegenseitige Hass beigelegt wurde.
Shinya Rang 0
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Thema: Re: Parkplatz 11.10.16 4:24
Shinya musterte das Mädchen kurz. Wenn Infizierte schon so lange zwischen den Menschen lebten, warum war es dann auf einmal so eine große Sache? Der Junge war tatsächlich sehr neugierig geworden, allerdings wollte er Selina jetzt nicht zu sehr auf die Pelle rücken. Schließlich kannten sie sich noch gar nicht und er wusste nicht, wo die Grenzen bei dem Mädchen waren. Aber so wie sie das erzählte gab es eben auch Infizierte, die eher das genaue Gegenteil von dem waren, womit die Medien einen abschreckten. Und sicher war Selina da kein Einzelfall. So gesehen hatte seine Schwester schon Recht, sie wurden wirklich unfair behandelt. Da sie gerade am Eingang des Supermarktes ankamen, beschloss Shinya das Thema zu wechseln. Bis auf neugierige Fragen viel ihm gerade eh nichts ein, was er zu dem Gespräch beitragen konnte.
"Also, kauft ihr immer hier ein?" Shinya blieb stehen und drehte sich nun ganz zu Selina um. Das war zwar auch wieder eine, von seiner Neugier geleitete Frage, aber bisher hatte er angenommen, dass Infizierte nur Blut benötigten. Okay, vielleicht wollte sie sich diese Tabletten kaufen, aber die bekam man doch sicher auch an angenehmeren Orten, als diesen hier. Ehrlichgesagt scheute er davor, gleich mit Selina zusammen da reinzugehen. Nicht nur, dass es ihm unangenehm wäre, wenn alle sie anschauen würde, er würde sich genauso Blicke einfangen. Aber jetzt einen Rückzieher zu machen ging genauso wenig. Wie war er nur in diese Situation gekommen?
Selina Rang 0
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Thema: Re: Parkplatz 11.10.16 9:56
Als Shinya vor dem Eingang stehen blieb, fragte sich Selina, ob er sich nun von ihr trennen wollte. Immerhin arbeitete er hier, da wusste er sicher auch, wie mit Infizierten umgegangen wurde. Wenn er da nicht mit ihr zusammen rein wollte, konnte Selina das nur verstehen. "Na ja, wir müssen auch etwas essen, weißt du? Hier bekommt man am Einfachsten alles." So wie Shinya die Frage stellte, schien er aber gar nicht zu wissen, dass Infizierte überhaupt essen mussten. Der Junge wäre nicht der Erste, der ihr begegnete und diese Annahme war. Letztendlich waren sie doch auch Menschen, die nur noch zusätzlich etwas brauchten, um am Leben zu bleiben. Anders wäre es zwar praktischer gewesen, aber dann hätte sich Selina doch etwas zu unmenschlich gefühlt.
"Ähm, ich kann verstehen, wenn du nicht mit mir rein willst." Selina wäre es zwar auch unangenehm, wenn Shinya mit käme, aber letztendlich wusste er ja eh, was abging und in der Schule war er auch dabei gewesen. "Es hat mich gefreut, dass du mit hierher gekommen bist, und dass wir uns etwas haben kennen gelernt." Der Junge hatte vorhin zwar noch gesagt, dass er mitkommen würde, und war deswegen auch nicht nach Hause gefahren, nun aber schien er doch zu zögern. Und Selina war wirklich schon glücklich darüber, so nette Gesellschaft gehabt zu haben. Sie konnte sich gut vorstellen, dass Shinya sie auch in Zukunft nicht ignorieren würde. Nun wollte sie aber doch lieber schnell diesen Einkauf hinter sich bringen.
Shinya Rang 0
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Thema: Re: Parkplatz 29.01.17 16:12
Überrascht musterte der Junge Selina. Sie musste also tatsächlich etwas essen? Bisher hatte er noch nie etwas davon gehört und war aus irgendeinem Grund auch nicht davon ausgegangen. Waren sie vielleicht doch menschlicher, als es der Bevölkerung überall erzählt wurde? Bisher hatte das Mädchen doch auch vollkommen normal gewirkt, mal abgesehen von ihrer dünnen, auffälligen Kleidung. Nun wurde Shinya doch etwas neugierig darauf, wie die Infizierten wirklich waren, da das wenige, was er wusste, scheinbar nicht der Wirklichkeit entsprach.
"Ach was, ich komme schon mit." Das wäre zwar die Gelegenheit für Shinya gewesen, der gleich folgenden peinlichen Situation zu entfliehen. Mit einem Mal wollte er aber doch noch mehr erfahren. Außerdem war Selina so ein nettes Mädchen, er konnte sie doch nicht einfach so alleine durch diese Unannehmlichkeit gehen lassen. Wenn er sich vorstellte, dass sie eine seiner Schwestern war, zog es sich in seinem Inneren zusammen. "Deswegen bin ich immerhin mitgekommen. Außerdem hast du mich jetzt neugierig gemacht." Er lächelte das Mädchen schief an und ging dann auf die gläserne Doppeltür des Ladens zu, die sich kurz vor ihm automatisch öffnete. Sein Herz schlug nervös, dabei war er doch sonst kein solcher Feigling.