Wohnung von Valerie und Co.

Aufgeregt lag Valerie in ihrem Bett, wie sollte sie so denn schlafen können? Morgen würde ein neues Schuljahr an einer neuen Schule, in einer neuen Stadt beginnen. Sie kannte hier niemanden, und noch schlimmer, es würden auf jeden Fall Infizierte an der Schule sein. Wie sollte sie sich nur verhalten? Sie wollte nicht zu aufdringlich rüber kommen. Und was sollte sie machen, wenn die Mitschüler unfreundlich wären?
"Schluss jetzt!" Es würde auch nichts bringen, wenn sie sich deswegen jetzt verrückt machte. Morgen würde sie ja sehen, wie alles ist, und jetzt sollte sie schlafen. "Genau, jetzt wird geschlafen!" Nach diesen Worten machte es sich das Mädchen wieder bequem und konnte nach einer Weile wirklich einschlafen.

Am nächsten Morgen wurde Valerie durch ihren Wecker wach. Sofort war der Schlaf verflogen. Sie machte sich fertig, frühstückte, packte ihre Sachen und bekam schließlich noch ein paar Warnungen von ihrer Mutter mit. Eigentlich sollte diese ja wissen, dass das bei ihre sinnlos war. Trotzdem freute sie sich und machte sich schließlich auf den Weg zur Schule.
Heute hatte sich Valerie eines ihrer Lieblingskleider angezogen, immerhin wollte sie sich wohl fühlen. Es war ein schwarzes Kleid mit Rüschen, das bis zu ihren Knien reichte. Einfache schwarze Absatzschuhe und eine schwarze Schleife in ihrem blonden Haar, das sie wie gewöhnlich zu zwei Zöpfen gebunden hatte.
"Und los gehts." Es würde schon alles klappen.

[Valerie gt: Hochschule, Schulhof]

[Valerie und Cooro cf: Neustadt, Straßen der Neustadt]

"Woah, hey! Jetzt mach doch mal langsam." Mit Mühe machte sich Cooro aus Valeries festen Griff los und brauchte erst einmal eine Verschnaufpause. Wie konnte das Mädchen auf diesen Schuhen nur derart schnell laufen. Scheinbar waren sie die ganze Strecke bis zu Valeries Haus gerannt, zumindest kramte sie gerade in ihre Tasche nach einem Schlüssel. Jetzt hatte er sich nicht mal richtig von Gabriel verabschieden können, was hatte sie es denn auf einmal so eilig gehabt? "Ach ja, tut mir leid, ich habe dich heute wohl etwas in Schwierigkeiten gebracht." Er grinste das Mädchen verlegen an und kratzte sich kurz am Hinterkopf. "Hoffentlich bekommst du deswegen jetzt keinen Ärger." Es musste definitiv Valeries guter Einfluss sein.

"Zumindest hab ich dich wieder nach Hause gebracht. Ich sollte jetzt aber auch mal los." Seine Mutter würde ihm die Hölle heiß machen, dass wusste er bereits. Eigentlich schade, dass sie sich bereits trennen mussten, aber morgen in der Schule würden sie sich ja wieder sehen. "Danke für den Tag, es hat wirklich Spaß gemacht, hoffentlich wiederholen wir das bald mal." Er grinste breit. Immerhin war es das erste Mal seit langem, dass Cooro mit einem gleichaltrigen gespielt hatte.

Es war wirklich ein Wunder, dass Valerie sich keinen Fuß gebrochen hatte. So schnell war sie wohl noch nie in derart hohen Schuhen gelaufen. Dafür hatten sie nur gut zehn Minuten zu ihr nach Hause gebraucht, und waren nun vollständig außer Puste. Überraschte schaute sie von der Wohnungstür auf, die sie gerade aufgeschlossen hatte, als Cooro sich bedankte. Kurz schlich sich ein schiefes Grinsen auf ihre Lippen. "Sicher machen wir das, aber nächstes Mal suche ich aus, was wir machen." Der Junge würde nur wieder auf halsbrecherische Ideen kommen. "Hör mal Cooro, willst du jetzt wirklich noch nach Hause gehen? Du wohnst doch in Kovor, das ist doch viel zu weit." Sie machte sich wirklich Sorgen um den Jungen, auch wenn ihn vermutlich niemand jagen würde. Zumindest hörte man so gut wie nie von Vampiren, die sich gegenseitig jagten, aber was sagte das schon.

"Wie wärs wenn du deine Mutter anrufst und dann hier übernachtest? Ich bin zwar nicht auf Besuch vorbereitet, aber zum schlafen wird es reichen." Sie lächelte den Jungen freundlich an. Ihre Eltern würden ihn wohl auch nicht mehr rauslassen, wie sie sie kannte. Sie mussten ja nicht wissen, dass er selbst einer dieser Vampire war, vor denen sie ihn schützen wollten. Wobei sie sich bei Cooro mittlerweile gar nicht mehr so sicher war. Klar, er hatte so ein paar Eigenschaften, aber er wirkte doch eher menschlich auf sie. Sie wartete gar nicht erst auf eine Antwort, sondern trat sogleich in das Wohngebäude ein. Hier drinnen war es zumindest nicht mehr so erbärmlich kalt wie draußen, sie war wirklich am frieren.

Als er Valeries Vorschlag hörte, konnte Cooro nicht anders, als sie mit großen Augen anzuschauen. Eine Übernachtungsparty? Jetzt? Wirklich? Als er kleiner gewesen war, hatte er das mal gemacht und es war wirklich toll gewesen. "Wirklich? Ich würde gerne bei dir übernachten, wenn ich darf." Ohne zu zögern lief er hinter Valerie her bis in den zweiten Stock, wo sich scheinbar ihre Wohnung befand. "Du bist wirklich total nett zu mir, das finde ich klasse." Hier im Treppenhaus sprach er wesentlich leiser, immerhin war es schon ziemlich spät.

Nicht nur war er froh darüber, noch mehr Zeit mit seiner neuen Freunden verbringen zu können, vor allem musste er nicht noch den weiten Weg nach Hause laufen. Natürlich hatte er keine Probleme damit, aber so war es doch wesentlich angenehmer. Erst jetzt, hier im warmen, merkte er, wie müde er eigentlich war. Er durfte jetzt nur nicht vergessen zu Hause anzurufen, so nachlässig war er dann doch nicht.

Valerie konnte sich ein leises Kichern nicht verkneifen. "Wie kann denn jemand nicht nett zu dir sein?", flüsterte sie, ehe sie auch die Wohnungstür aufschloss. Auch wenn er einem mit seiner Naivität auf die Nerven gehen konnte, so musste man ihn doch gern haben. Der Junge war einfach pure Lebensfreude, etwas, das in den momentanen Zeiten nicht gerade häufig zu finden war. Sie versuchte die Wohnung so leise wie möglich zu betreten, aber natürlich brannte noch Licht. "Valerie, wo bist du gewesen?" Hysterischer konnte ihre Mutter wohl nicht sein, normalerweise störte sie das total, aber heute konnte sie es verstehen. "Und wer ist das?" Sie deutete auf Cooro.

"Das ist Cooro, ein Schulfreund. Tut mir leid, wir waren am spielen und haben die Zeit vergessen. Nur er wohnt in Kovor und ich dachte es wär vielleicht das Beste, wenn er hier schlafen könnte?" Bittend schaute sie ihre Mutter an. Es wunderte Valerie etwas, dass ihr Vater gar nicht da war. Ihre Mutter schaute kurz zwischen ihnen hin und her und seufzte schließlich. "Natürlich kannst du hier bleiben", wendete sie sich nun an Cooro. "Gib mir deine Telefonnummer und ich rufe bei dir zu Hause an um das zu klären. Und in der Zeit macht ihr euch bettfertig, in der Küche steht auch noch etwas Essen." Sie hatte schon eine gute Mutter. "Danke Mama." Valerie lächelte breit. Ein Glück dass Cooro dabei war, sonst hätte sie vermutlich doch ziemlich Ärger bekommen. Aber nun würde sie erst mal etwas essen, sie war nicht nur müde, sondern auch hungrig.

Cooro gab der Frau seine Telefonnummer, während Valerie schon in der Küche verschwand. "Danke, Sie sind wirklich freundlich", bedankte er sich noch schnell und folgte dann dem Mädchen. Er hatte wirklich Hunger, außerdem musste er noch seine Tablette nehmen. Es gab Auflauf, nicht viel, aber es würde reichen. Sie hatten schnell aufgegessen und während sich Valerie um das Geschirr kümmerte nahm er möglichst unauffällig seine Tablette. Zwar hatte er dem Mädchen schon davon erzählt, aber ihre Mutter war ja auch noch hier. Und auch wenn er sonst eher schlecht hörte, was das anging tat er das, was seine Mutter ihm sagte.

Danach machten sie sich noch fertig und schließlich gingen sie ins Bett, beziehungsweise er auf eine Matratze, die Valeries Mutter wohl eben noch in Valeries Zimmer gelegt haben musste. Es war sicher nicht so bequem wie ein Bett, aber für eine Nacht würde es reichen. Viel reden würden sie wohl nicht mehr, immerhin schienen sie beide sehr müde von diesem Tag zu sein, es war ja auch schon spät. "Gute Nacht", murmelte er noch leise, nachdem sie das Licht ausgeschaltet hatten, und war auch schon sogleich eingeschlafen.