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Selina cf: Napolia: Neustadt, Supermarkt]
Bis Selina in Kovor auskam und dort an ihrer Haltestelle ausstieg, hatte sie sich wieder etwas beruhigt. Nun fühlte sie sich vielmehr schlecht. Weil sie einfach abgehauen war, aber auch, weil sie es hatte überhaupt so weit kommen lassen. Warum hatte sie da so reagiert? Warum war einfach alles nur so kompliziert? Bei dem Häuschen angekommen, in dem Maria und sie wohnten, wurde sie von der Anwesenheit der Frau überrascht.
"Du bist wieder hier, wie schön", wurde sie freudig begrüßt und kurz gedrückt.
"Wie war dein erster Tag? Und wo sind die Einkäufe?" In ihren warmen Blick schlich sich noch eine Mischung aus Neugierde und Sorge. Ihre Worte erinnerten Selina daran, was sie bis eben erfolgreich verdrängt hatte. Über die Schule wollte sie da noch weniger sprechen.
"Ich hab sie im Supermarkt gelassen", gestand das Mädchen mit gesenktem Blick. Was sonst sollte sie sagen? Sofort wurde der Blick ihrer Gefährtin alarmiert.
"Was ist denn passiert?" Um die Erklärung einfacher zu machen, suchte sie kurzerhand Marias Blickkontakt.
//In meiner Klasse ist ein Junge, der mich zum Einkauf begleiten wollte. Allerdings arbeitet er dort auch und als wir an der Kasse ankamen war die Situation auf einmal so unangenehm, dass ich gegangen bin. Ich wollte nicht seine Arbeitsstelle gefährden, weil er mir vorher noch erzählt hatte, wie wichtig sie ihm ist.// Marias liebevoller Blick munterte sie zumindest etwas auf.
//Ist doch nicht schlimm, wir können auch später noch woanders einkaufen gehen. Er scheint nett zu sein, es ist nur nett von dir, wenn du ihn da schützen willst.// Leider konnte Selina das leichte Lächeln der Frau nicht erwidern.
//Er wollte mich am Gehen hindern und hat dafür nach meinem Arm gegriffen. Er ist umgekippt und ich habe die Gelegenheit zur Flucht genutzt.// Das war es eigentlich, was ihr besonders auf dem Herzen lag.
"Am besten klärst du das morgen einfach mit ihm ab", wechselte Maria wieder auf gesprochene Worte.
"Wenn er dann noch was mit mir zu tun haben will." "Ach was, das wird schon." Zuversichtlich schaute Maria sie an, was Selina jedoch nur geringfügig aufmunterte.
"Heute habe ich keine Zeit mehr zum Einkaufen. Morgen dann, okay?" Selina nickte nur und folgte Maria danach in ihr Atelier. Für den restlichen Abend schaute sie der Frau beim zeichnen zu. Selbst etwas zu malen, darauf hatte sie gerade keine Lust. Dafür hing sie ihren Gedanken nach.
Selina hatte eine kurze unruhige Nacht in der sie nur wenig Schlaf fand. Dementsprechend müde machte sie sich am nächsten Morgen auf ihren Schulweg. Je näher sie dem Schulgebäude kam, umso unruhiger wurde das Mädchen. Sie wusste nicht, was auf sie zukam und der Gedanke, einen möglichen Freund zu verlieren, machte sie ungewohnt nervös. Mit zugeschnürtem Brustkorb stieg sie aus dem Bus aus, als dieser an der Schule hielt.
[Selina gt: Hochschule, Schulhof]